Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

=" FRETS

zu verfauſen. Er wurde daher zu beſtechen geſucht. Herr von Leſſart, Miniſter der äußern Angelegenheiten , ſt{loß mit ihm einen Handel ab, demzufolge Danton über hunderttauſend*) Thaler erhielt. Judeß verzehrte Danton das ihm willkommene Geld, kümmerte ſi< aber wenig um die Stipulationen des mit dem Miniſterium abgeſchloſſenen Vertrages. Als die Bezahlung aufhörte, weil der Hof ſah, daß das von dieſer Beſtehung erhoffte Reſultat nicht erreicht wurde, zeigte ſi<h Danton bald wieder als einex der grimmigſten Feinde des Königs.**) Dieſe Feindſchaft zeigte ſih im Jahre 1792.

Da Petion der fortgeſchrittenen Partei angehörte und Liebling des Volks war, verlief die erſte Zeit ſeines Bürgermeiſteramtes ſehr glatt. Nachdem die Geſezgebende Verſammlung eine Amneſtie zu Gunſten der Soldaten des Schweizer-Regiments von Chateauvieux, die zu offener Empörung gegen ihre Offiziere geſchritten waren , ausgeſprochen hatte, wollten die Jakobiner dieſen Ungehorſam der Soldaten gegen ariſtokratiſche Verſchwörer durch ein beſonderes Feſt feiern : worauf im Monat April 1792 die Pariſer Kommune, beſtimmt von Petion, den begnadigten Rebellen die Ehren eines öffentlichen Triumphes beſ<hloß. Bald darauf bezeichnete der Maire von Paris in einem Briefe die Eigenthümer als „neue Ariſtokraten“, und um dieſe flegelhaften Burſchen etwas im Reſpekt zu halten, führte die Geſebgebende Verſammlung, worin die Girondiſten über die Mehrheit verfügten, in der Nationalgarde mit Piken bewaffnete Proletarier ein. Dieſe Umwandlung der Nationalgarde wurde vorgenommen, weil die Bourgeoiſie no<h Sympathie für den mit den Reaktionären intriguirenden König hegte und weil die Girondiſten, um die Herrſchaft in ihre Hände zu bekommen, das Volk zur Einſchüchterung und Abſchwächung des Königthums brauchten.

Gegen die refrafktären , die Leiſtung des fonſtitutionellen Staatsbürgereids verweigernden und Volksunruhen in den Provinzen hervorrufenden Prieſter hatte die Geſezgebende Verſammlung ſchon am 29. Dezember 1791 ein Dekret beſchloſſen. Der König hatte aber ſein Veto dagegen eingelegt, indem er geſagt hatte : „Eher ſoll man mir das Leben entreißen, als daß ih mi<h zwingen laſſe, es zu ſanktioniren.“ Ebenſo härtnä>ig verweigerte er die Sanktion eines neuen Defkrets vom 27. Mai 1792, welches die aufrühriſhen Prieſter mit Deportation bedrohte. Die Weigerung Ludwig's rührte aus dex Beſchränktheit ſeines Verſtandes, aus ſeinem religiöſen Aberglauben her. Denn er ſanktionirte Dekrete gegen die Emigranten und gegen ſeine eigenen Brüder. Nachdem er

*) Dex écu oder franzöſiſche Laubthaler hatte 6 Francs = 4,8 Mark. Es gab aber auch kleine Laubthaler von 3 Francs.

O) Zufolge Tiſſot's Revolutions-Geſchichte wurde Danton durch den Miniſter Montmorin und Lafayette gewonnen. Zu gleicher Zeit hatte Danton ein Einver=ſtändniß mit Alexander Lameth und deſſen Brüdern, die damals mit dem General Lafayette uneinig waren. Mit ihrem Wiſſen erhielt zufolge dieſer Verſion Danton Geld vom Hofe aus den Händen Montmorin's. — Siehe auh Histoire de Robespierre, de la Convention nationale et des Comités. Paris 1846. Zweites Bändchen. Dieſes Geſchichtsbuch trägt manche Spuren der Nachläſſigkeit. — Die Quellen, wo der Leſer das Nähere über die Beſtehung Danton's nachſehen kann, geben wir im dritten Abſchnitt, Kapitel vier, an.