Griechische Bildwerke : mit 140, darunter etwa 50 ganzseitigen, Abbildungen

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Einzelheiten des Eros. Auch diese Statue wird aut ein Original des IV. Jahrhunderts zurückgehen. Der Eros zwischen den Füßen des Ares wird Zutat des Kopisten sein, auch die peinliche Art, wie der Schild dem Sockel angeklebt ist, mag dem Kopisten zur Last fallen. Niobide. Die fast unversehrte Statue, der nur die Finger der einen Hand und ein Stück einer Zehe fehlen, wurde während des Winters 1907 auf dem Besitzgrunde einer römischen Bank ausgegraben. Das vielgeteilte, tief eingeschnittene Faltengedränge ist dem großen Zusammenhang der gewölbten Körperformen mit Berechnung nebengeordnet. Das Gewand ist durchaus auf den Eindruck stofflicher Wahrheit gearbeitet, der freie, natürliche Verlauf der weichen F altenmasse verweist die Figur, wenn sie wirklich ein griechisches Original ist, in das IV. Jahrhundert. 79. Hermes mit dem Dionysosknaben von Praxiteles. Am 8. Mai 1877 im Heratempel zu Olympia vor den Resten der Basis, auf welcher die Statue einst stand, liegend gefunden. Ereänzt die Unterschenkel und der linke Fuß des Hermes, der linke Arm des Knaben. Die linke Hand des Hermes hielt den Schlangenstab, das Kerykeion, die rechte eine Traube, nach der der junge Weingott hinauflangt. Die Statue ist ein sicheres Originalwerk vonder Handdes Praxiteles. 81. Aphrodite von Knidos nach Praxiteles. Ergänzt der linke Arm und der rechte Arm vom Ellenbogen an. Das die Beine der Figur verhüllende Gewand ist aus Blech und modern. Wie bei dem Hermes aus Olympia ist hier das auf die Vase herabhängende Gewand mit seiner reichen Faltenmenge bestimmt, den Glanz und die Fülle der menschlichen Formen zu heben. Gerade hier aber wird der Abstand fühlbar, der Kopie und Originalwerk trennt, denn das Gewand der Aphrodite kann an Pracht und Reichtum keinen Vergleich mit dem des Hermes aushalten, das Praxiteles selbst verdankt wird. 83. Satyr nach Praxiteles. Die Statue ist in außerordentlich zahlreichen Kopien erhalten. Für das Original ist eine Arbeit des Praxiteles vorauszusetzen. An die halbtierischen Satyrdarstellungen früherer Zeit erinnern nur noch die gespitzten Ohren.

Die Arbeit des Pariser Torsos, der bei den von Napoleon Ill. auf dem Palatin in Rom unternommenen Ausgrabungen in einem achteckigen Durchgangsraum mit vier Türen und vier Nischen gefunden wurde, ist vortrefflich, doch nicht so fein, daß das Bruchstück für eine Originalarbeit gelten dürfte.

Der Eidechsentöter Apollo nach Praxiteles. Daß Praxiteles einen jugendlichen Apollo geschaffen hat, der einer herankriechenden Eidechse mit gezücktem Pfeil auflauert, ist literarisch bezeugt. Die Zeit des Praxiteles neigt überall dazu, die überlieferten Göttertypen zu verjüngen, wo es sich irgend mit dem Charakter der Gottheit vertrug. So ist diese Darstellung des dem Knabenalter kaum entwachsenen Apollo charakteristisch für die späte Epoche der griechischen Kunst, die nicht nur künstlerisch, sondern auch inhaltlich sich beständig fortentwickelte.

Tlioneus, Torso eines knienden Knaben. In Rom, wahrscheinlich um die Mitte des XVl. Jahrhunderts entdeckt, im XVII. Jahrhundert im Besitz Kaiser Rudolfs II. in Prag. — Die Bohrlöcher an den Bruchstellen von Hals und Armen rühren voneinem modernen Ergänzungsversuchher. Der

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Knabe scheint einer von seiner rechten Seite her drohenden Gefahr ausweichen zu wollen. So mag die Deutung der Statue auf llioneus, den jüngsten Sohn der Niobe zutreffen, der Apollons Mitleid erregte, aber endlich doch unter seinen Pieilen fiel. Die weiche Modellierung des Körpers, zumal des zusammengebogenen Oberkörpers weist die Figur in die Nähe der Arbeiten des Praxiteles. 87. Demeter aus Knidos. Das Bildwerk wurde 1858 von Newton in Knidos gefunden und in das britische Museum gebracht. Der Kopf ist besonders gearbeitet und aufgesetzt, das gleiche war mit dem verlorenen Unterarm der Fall. Die Göttin sitzt auf einem kissenbelegten Thronsessel, dessen Rückenlehne verloren ist; ihre Füße ruhen auf einer Fußbank. Über dem feingefältelten Untergewand trägt sie den Mantel, den sie in matronaler Verhüllung über den Hinterkopf gezogen hat; er ist um die Schultern geschlagen und unter dem rechten Arm durchgeführt. Dies reiche Faltenwerk auf Brust und Schultern rahmt den bloßen Hals und das fast wohlerhaltene hellglänzende Gesicht ein. Der Ausdruck saniter Schwermut läßt wie die Feinheit der Marmorarbeit den Einfluß des Praxiteles erkennen. Kopf des Eubuleus. Eubuleus war wie Triptolemos eine in Eleusis verehrte Gottheit. Der abgebildete, Eubuleus genannte Kopf ist in Eleusis gefunden. Nach einer Inschrift gab es in Rom in späterer Zeit eine Kopie des „Eubuleus des Praxiteles“, doch sind wir über die Art des Praxitelischen Werkes nicht näher unterrichtet, das bisweilen mit dem hier abgebildeten Kopf identifiziert wird.

Bronzekopf des Hypnos. Eine Statue des Schlafgottes aus praxitelischer Zeit ist in mehreren Kopien erhalten. Der Gott ist dargestellt in sanftem Lauf hineilend, in der vorgestreckten Rechten hält er das Horn mit dem einschläfernden Mohnsaft, die Linke hält Mohnblüten: so ist die Madrider Figur zu ergänzen. Die Wiederholung des Kopfes, die die Abbildung gibt, befindet sich in London. Wohlerhalten bis auf den linken weichen Fittich.

Mädchenkopf. Ober- und Hinterkopf, Nase, Kinn und Brustansatz ergänzt, 1792 in Ostia ausgegraben. „Die Haare sind in welligen Streifen geordnet, die vom Gesichte aus sich nach hinten Ziehen. Von unübertrefflicher Zartheit ist der Ansatz der Haare an der Stirn gearbeitet; hier zeigt sich, wie Schorn richtig hervorhebt, „die größte Meisterschaft und Leichtigkeit der Technik“ und die originale Hand eines Künstlers des IV. Jahrhunderts. Denn erst diese Epoche, und speziell die Richtung des Praxiteles, verstand es, dem Marmor jene Zartheit einzuhauchen, die der vorangegangenen Periode noch durchaus fremd war und die von den Kopisten späterhin niemals mehr erreicht ward. Dieselbe unnachahmliche Zartheit des Meißels zeigt sich in der Behandlung der Partie unter dem unteren Augenlide und an den Augenwinkeln sowie um die Enden der Lippen, welche die Meister der praxitelischen Epoche gleichfalls besonders erstrebten.... Der Brauenrand ist weich und rund modelliert im starken Gegensatz zu der scharfkantigen Bildung, die im V. Jahrhundert herrschte...“ (Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek Nr. 210.)

. Eros von Centocelle nach Praxiteles. Der be-

rühmte „genio‘“ der Vatikanischen Sammlung ist eine späte glatte und schlechte Kopie. Die Figur ist mit großen Flügeln zu ergänzen, die linke