Griechische Bildwerke : mit 140, darunter etwa 50 ganzseitigen, Abbildungen
108.
110.
113.
114.
. Tanzende Mänade.
prachtvolle Bruchstücke das Pergamonmuseum in Berlin bewahrt.
109. Aphrodite von Melos. Im April 1320 auf der Insel Milo, dem alten Melos von einem Bauern gefunden, von dem französischen Gesandten in Konstenätopel gekauft und Ludwig XVII. geschenkt. Die Statue ist aus zwei Blöcken zusammengesetzt, deren Fuge unmittelbar über dem Gewand liegt, der linke Arm war besonders angesetzt, die Ohren trugen Ohrringe. Ergänzt ist die Nasenspitze. Das Werk ist ein griechisches Dueinal aus dem Ende des II. Jahrhunderts v. Chr.
Schlafende Ariadne. Seit dem Beginn des XVI. Jahrhunderts im Vatikan. Ergänzt sind die Nase, die Oberlippe, einige Finger der linken und die rechte Hand. Das Bildwerk oder das zugrunde liegende Original gehört der hellenistischen Zeit an.
Trotz der vorzüglichen Arbeit ist das Werk kein Original im eigentlichen Sinne, sondern die Wiederholung eines Bronzewerkes oder nach einer neuen Vermutung die vergrößerte Kopie einer Silberstatuette (Kekule). Dem Original hat jedenfalls der (in der Abbildung gedämpfte) Baumstamm mit den zwei an einem Riemen hängenden Cymbeln gefehlt, den der Marmorarbeiter als Stütze für nötig gehalten hat.
. Heraklestorso. Gefunden unter Julius II. im
Anfang des XVI. Jahrhunderts in der Nähe des alten Theaters des Pompejus in Rom. Es ist ganz zweifelhaft, wie der von Winckelmann hochgepriesene Torso zu ergänzen ist, da kein ähnliches, besser erhaltenes Stück vorhanden ist. Die Künstlerinschrift auf dem Sockel deutet nach der Buchstabenform auf das I. Jahrhundert v. Chr. als Entstehungszeit.
Gruppe des Laokoon. Gefunden im Jahre 1506 in der Nähe des Esquilin in Rom. Die Gruppe ist aus mehreren Blöcken zusammengefügt. Ergänzt die rechte Hand des älteren Sohnes, der rechte Arm des Vaters — dessen Hand aber ursprünglich nicht ausgestreckt war, sondern den Hinterkopf berührte — und der erhobene Arm des jüngeren Sohnes, der gleichfalls falsch ergänzt ist: er war zusammengesunken, so daß die Hand den Kopf berührte. Plinius nennt als Künstler die Rhodier Agesandros, Polydoros und Athanodoros, von denen Athanodoros sicher, Polydoros wahrscheinlich Sohn des Agesandros war. Die Laokoongruppe ist den Skulpturen des Gigantenfrieses aus Pergamon verwandt, aber weniger feurig und kraitvoll. Die Glätte der Formbehandlung, das akademisch Überlegte der Komposition weisen auf eine spätere Entstehungszeit — auf das letzte vorchristliche Jahrhundert.
Gazelle, aus Herkulaneum. Dieses Reh, das einen Begriff von der Feinheit antiker Tierdarstellungen vermitteln mag, wurde im Jahre 1761 zugleich mit einem zweiten genau entsprechenden in Herkulaneum aufgeiunden.
. Hermenbüste Homers. Über dieses, der alex-
andrinischen Zeit angehörende Idealporträt, von dem gute Wiederholungen in der Bibliothek Friedrich d. Großen in Sanssouci im Schweriner Museum und sonst sich finden, die für
XI
117. Weiblicher Kopf aus Pergamon.
118. Die sogenannte Portlandvase.
die Berühmtheit des Werkes schon im Altertum sprechen, sagt Jacob Burckhardt im Cicerone: „Von einem wirklich überlieferten Bildnis kann natürlich keine Rede sein; die Kunst hat diesen Kopf allein geschaffen. Ich gestehe, daß mir gar nichts eine höhere Idee von der griechischen Skulptur gibt, als daß sie diese Züge erraten und dargestellt hat. Ein blinder Dichter und Sänger, mehr war nicht gegeben. Und die Kunst legte in Stirn und Wangen des Greises dieses göttliche Ringen, diese Anstrengung voll Ahnung und dabei den vollen Ausdruck des Friedens, welchen die Blinden genießen! An der Büste von Neapel ist jeder Meißelschlag Geist und wunderbares Leben.‘ — Einzelheiten an Haar, Stirn, Wangen und Nase ergänzt.
116. Bruchstück eines Grabreliefs. Ein Reiter, der
über einen gefallenen, sich verteidigenden Reiter hinwegsetzt. In dem Maule des Pferdes ein Bohrloch, in dem der bronzene Zügel befestigt war. Das Relief stammt aus Attika. Der berühmte Frauenkopf aus Pergamon wurde im Mai 1879 südöstlich von dem großen Zeusaltar aufgefunden. Es fehlt die Nasenspitze und ein Teil des Haares auf der rechten Seite, das aus einem besonderen Stück gearbeitet und angesetzt war. Die Oberfläche des Steines ist am Kinn, an den Lippen, über dem linken Auge und am Haar über der Stirn verletzt. Aber alle diese Schäden können die Wirkung des Kopfes nicht aufheben. Er zeigt die griechische Marmorkunst auf der letzten Stufe ihrer Entwickelung in dem Streben, den Eindruck der sinnlichen Gegenwart des Lebens unmittelbar wiederzugeben. Diese Lippen scheinen sich wirklich atmend zu öffnen, und die Augen scheinen sehnsüchtig zu blicken. Der Künstler ist in dem Streben nach sinnlicher Lebendigkeit noch über Praxiteles hinausgegangen. Er geht überall aut die Wiedergabe eines Gesamteindrucks der Erscheinung. Wie sehr ist noch bei der Aphrodite von Melos das Haar in Einzelsträhnen aufgelöst, bei dem Kopfe aus Pergamon ist es wirklich, wie es dem Auge im Leben erscheint, eine einheitliche, nur in sich gewellte, tastbar weiche Haarmasse. Bei der Aphrodite sind ferner auch alle Einzelformen des Gesichtes, der Mund, die Nase, die Wangen, die Augen, in ihrer Erscheinung beinahe tektonisch klar aufgebaut, bei dem Kopf aus Pergamon wächst jede Einzelform weich hervor, und das ganze Gesicht ist in höherem Sinne eine beseelte Einheit.
Die Vase besteht aus dunkelblauem, fast schwarzblauem Glase, über diesen dunkeln Grund ist ein opaker weißer Glasiluß geschmolzen, aus dem die Figuren herausgeschnitten sind. Eine Deutung der Darstellung ist noch nicht gelungen. Die Vase soll gegen Ende des XVI. Jahrhunderts in Rom aufgefunden sein. Sie war zuerst im Besitz der Familie Barberini, dann in dem der Familie Portland, nach der man das kostbare Gefäß zu benennen pflegt. Im Jahre 1845 wurde sie mutwillig zerschlagen, aber glücklich wieder hergestellt. Heute gehört sie dem britischen Museum.