In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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it. Das phyjiognomijche Gefühl Liegt gleihjam in der Natur jeden Wefens und nicht zulegt in der menjdhlichen, mo ausgebildete Berjtandesfräfte ihm zum Antrieb dienen. Syedes VBögelden, jeder Käfer, jede Mücde Eennt feinen Freund und jeinen Jeind; jedes Kind liebt und fürchtet, äußert lebhaft Zutrauen und Abneigung, ohne daß wir wilfen, warım. ES gibt feinen Menfchen auf Erden, der durd) die Phyfiognomie fid) nicht täglich, ftündlich beeinflufjen oder gar leiten Dr. 1. ließe. Wir übertragen das phyjiognomijche Gefühl auf unjere Mitmenjchen, em= pfangen jie nad) ihrem AYeußeren und entlajjen jie nad) ihren Benehmen. Dadurd) glauben mir eine Elare Borjtellung von ihrem Snnenleben em= pfangen zu Haben. Wir glauben das fomplizierte, geheime NRädermwerf der menjd)lihen Majchine, den unter Dider, harter, fajteherner&chale über dunklen Plänen brüstenden Geijt, alleBollwere und erIhanzungen von Gedanken und Gefinnungen, den heißlodernden Bulfan von Gefühlen und Begierden, der unjer Glüd und Dafein begründen oder zerjtören fan, erkannt zu haben, ohne ji) über das „Warum“ NRechenfchaft zu geben. Ein fo allgemeines Gefühl, ein jo jtark verbreiteter Glaube kann unmöglic) eine Täufchung, ein Srrlicht, eine Yllufion fein. Und in der Tat, obwohl die Natur den Menjchhen jo panzerte, wattierte und gleichjam verfälichte, jtellte fie Doch einen Spiegel auf, der fein Snneres treu reflektiert, unzmweideutig offen-