In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

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Schande bleibt, fie getragen zu haben. Syn diefem Sinne die Phyfiognomif üben ift des GSchmweißes all derer wert, die Menjchenfenner werden und fein wollen. Wohl zählt fie zu den allerverwideltjten und jchwierigjten Wifjensobjekten, aber fie umflammert, verfettet und verläßt uns nie mehr, jobald wir das Snnerjte ihres Heiligtums betreten haben, wie fie aucd) ohne Dieje intime Beziehung uns nicht verläßt, jelbft den Gegner nicht meidet und allen ihre Zeichen mit hartem Griffel eingräbt. Flüchtig und unauslöfhlih fchreibt Die Seele ihre Neigungen, Wünjche und geheimjten Sehnjuhten ins Tagebuch des Antliges, durd)zieht es mit Furdhen und Ningen, ähnlid) wie die Zahl der Jahre den Durhfchnitt des Baumes. Muh Menfchenjtirnen tragen „jahresringe mit ihren Gorgenfalten, Kummerlinten und Schmerzensrunen. Mit Net jagt der Dichter:

Geh’, jo jtill du magjt, deine Wege,

63 drücdt dir die Zeit ihr Gepräge

&3 drücdt ihr Gepräge die Welt

Auf dein Antlis, wie Fürjten aufs Geld.

Nr. 14, Bebel.