In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen

Vorwort.

Der Wunjch, die jeelifchen Regungen des Menfchen an dem Aeußeren zu erkennen liegt nahe. yeder Erwachjene hat nach folchen Merkmalen gejucht, fajt jeder um die Vhnfiognomikf jich einmal befümmert. Und allen ging es hier wie den leicht empfänglichen Schwärmern, die in der Entfernnng einen jchönen Kopf, ein jugendfrifches Geficht Tange bewundern, heimlich dafür jchwärmen, um bei der eriten Begegnung die jchmerzliche Entdeckung zu machen, daß der Wangen zartes Roja — Schminke, der Zähne jchneeweiße Reihen — Porzellan, des Haares üppige Pracht — PBerrüde ift. „Solche Entdeckungen zu machen ift unerquidlich und man tft der Gelegenheit nicht dantbar“ meint SchmidtRimpler. Was mwundertS uns noch, wenn der jpröden Dame Phyjiognomif aus jtillen Verehrern fcharfe Gegner erjtanden ?

Doh Mißtrauen trügt; man glaubt Talmigold zu fchauen, wenn man reines jchon in Händen hat. Die oberflächliche Befanntjchaft mit deen, Dingen und Menfchen läßt ihren Wert nie unzmweideutig erfennen. Wer die Phyfiognomif mit aufmerffamen Auge prüft, findet ein fruchtbares, unüberjehbares Erntefeld von Tatfachen. Freilich, fein Winkel des Aders ijt jo unjcheinbar, daß er unabgejucht bleiben dürfte. Das Gebiet ift endlos, unerfchöpflich. Die bisherigen Forfchungen ind Anfänge, Anfäge, Verfuche. Unfere Darlegungen nur eine Einführung in diejes interejjante von Dornenheden umrankte, von Dijteln itark übermucherte Forjchungsgebiet.

seder Tag kann neue Ergänzungen bringen, neue Beiträge liefern. Hier lernen wir alternd nimmer aus. Solange es Menfchen gibt, die forichen und denken, wird gerade diefer Wifjenszmeig, der feiner Natur nach emwig-unfertig zu jein jcheint, große Förderung erfahren. Syn meiten Volfsfreifen ihm Anhänger zu werben, die Wege zu ebnen, joll der Zweck diejer Schrift fein.

Der Verjaiier.