Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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wird, fo gehst er Fi: ben fieben Duellgeiftern auf ins Gehim, wie eine Dorgenräthe, und barinnen fledt der Iwed und bie Eifenntnig. Denn in beimfelben Kichte fiehet einer den andern, und reucht ben andern, und fhmedt den andern, und hört den andern und if glei als wenn die ganze Gottheit drinnen aufginge.

Hierinnen fiehet nun der Geift. bis in die Ziefe der Gottheit,

denn in Gott tft nahe und weit eins und verfelbe Gott, von dem ih in diefem Buche führeibe, der If fowohl in jeiner Dreiheit im Körper der heiligen Seelen, ale im Himmel. Von diefem nehme ih meine Erfenntnig, und ven feinem andern Dinge, id ill euch nicyt® anders wijlen, als denfeiben Gott, und der macht auch die Gewißheit meines Geiftes, dag ic)’ beftändig glaube und auf id traus. Und ob mir’s gleich ein Engel vom Himmel fügte, fo würde ih’ doch nit glauben Eünnen, viel weniger fallen, denn id) würde immer ziweifeln, ob fih’s auch alfo verhieltez aber fo gehet mir die Sonne felber in meinem Geifte auf, darunı bin id) des gemis, und fehe felber die AmEunft und Geburt der heiligen Engel, und aller Dinge, im Himme! und in diefer Welt. Dem die heilige Seele ift ein Seit mit Gott, ob fie gleidy eine Kreatur ift, fo ift fie doch den Engeln gleih; auch fo fiehet des Menfhen Seele viel tiefer als die Engel, die Engel fehen allein bis in den bimmliihen Ponip, die Seele aber fiehet den bimmliihen und höllifchen, benn fie lebet zwifchen beiden.

Darum muß fie fih wohl querfhen laffen, und alle Tage und Stunden mit dem Zeufel ringen, das ift mit der hollifchen Dualität und lebet in großer Gefährlichkeit in diefer Welt, barum heißt dieß Leben mit Necht ein Jammerthal voller Angft, ftetiges MWürgen, Kriegen, Kämpfen, Streiten.

Über der Ealte und halbtobte Keib verftehet diefen Kampf der Seelen nicht allerege, er weiß nicht, wie ihm gefchieht, fondern er ift fhmwermüthig und Ängftlih und gehet von einem Gemadhe, ja von einem Drte zum andern, und fucher Abflinenz oder Kuhe.

. Und menn er dahin kommt, fo findet er nidhtd, da Läuft denn Ztmeifel und Unglauken mit unter, ihm ift oft, als voÄre er gar von Gott verftoßen, aber er verftehet nicht des Geiftes Kampf, tie berfelbe bald oben, und bald unten legt, was da für ein beftig Kriegen und Kämpf:n ift mit der höllifhen und himmlifthen Dualltat; tweldyes Feuer bie Zeufel aufblafen, und die heiligen Engel löfhen, gebe ic einer jeden heiligen Seele zu bedenken,

Du folft wiffen, daß ich allhie nicht fchreibe, als eine SHiftor tie, die mir von andern erzählt worben ift, fondern ich muß ftet3 in berfelben Schlacht flehen, und befinde bie mit großem Streit, ba mir benn oft ein Bein untergelhlagen wird, wie allen Men[hen. 8*