Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Da5 zweite Büchlein,

Bom heiligen Gebet,

Gerihtet auf alle Tagein der Wode,

Wie fi der Menfh fol feines Amtes, Standes und Wandels, darein ihn Gott verordnet bat, ftets erinnern, und wıe er jeinen Anfang, Mitte und Ende, in allem feinen Thun fol Gott befehlen und fiets mit Gott alle feine Werke wirken, gleichtwie der At des Baumes mit der Krafı ber Wurzel feine Zweige gebieret und darauf feine Fruht frägt; und wie er in allen Anfängen foll zu feinem Wirken aus Gottes Brünnlein Kraft [höpfen und feinem Schöpfer für ale Wohltyat banken. — Neben berzlier Berrahtung des Leidene, Todes und Auferftehung Sefu Chr wie der Menfch ftets foll feiner Seele Hunger und Begierde di

EHrifti Zob in feiner Auferftehung in Gott führer und zur neuen Miedı.geburt dringen, auf daß er im Geift und in der Wahrheit bete, und ber Geift Chrifti in und mit ihm befe und ihn vor Gott vertrefe, Geftellet auf Bitte und Begehren jeiner lieben und guten Freunde,

ihnen zu täglicher Webung des wahren Ghriftenthums in ihrem Herz und Haus-Kirdhlein.

Borrede an ben gottliebenden Lefer.

Dom t ahren Grunde der rechten Betkunft, was das Gebet fei und warum uns Gott beten heiße.

1. Chriftlicher, Ieber Lefer! Hecht beten ift uicht nur eine Gewohnheit, daB man nur dürfe die Worte des Gebets fprechen: aein, fol Wortfprehen ohne herzlihe Andadyt und göttliche Bez gierbe ift nur ein Außerlihes Ding, eine äußerlihe Formirung ber Worte.

2. Der Mund bildet feine Morte des Gebets mit Außerlicher Kraft des Geftirnes und der Elemente, und machet nur eine Form des Willens, darin keine wirkliche Kraft if. Denn nichts gefü Gott, ohne mas er felber mit einem Dinge wirket und thut,

3. Denn Gott Elage im Propheten über fol) außerlich 6)