Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Mundgebet ohne Kraft, da er fpricht: Mit ihren Lippen nahen fie ih zu mir; aber ihr Herz ift fern von mir. ef. 29, 14. Stem fagt Chriftus: Nicht Ale, die da fagen?: Derr, Herr! follen insg Himmelteih EFommen, fondern die ba thun den Millen meines Vaters im Himmel. Marty. 7, 21. Und fprach ferner am andern Orte: Ohne mic Eonnet ihr nichts thun. Soh. 15, 5. Er ift allein die lebendige Quelle und der Önabenthron, mit und durch welchen wir mit dem Gebete vor und in Gott eindrinaen Eönnen,

4. Mollen wir recht beten: 16 follen wir uns erften® ans fhauen und wohl befradyten, ob fid umfer Herz aud habe in eine andere Kreatur gebildet? Und ob aud) foldye Begierde, als das mir begehren von Gott- zu erlangen, tet fei? Db aud) unfere Begierde, die wir zu Gott im Gebet führen, wider ben Nuüusen und die Liebe zum Näcften fei? Db wir aucd) darin zeit: liche Dinge fuhen, unfern Nächften damit zu verkürzen und bas Seine an uns zu ziehen? Ob wir eine allgemeine Liebe und Ein= trächtigeeit damit begehren? ber ob wir mit folhem Beten nur unfern eignen Nusen fucden?

5. Zum ändern follen wir ums tooh! betrachten, ob mir auch in unferm Gebet ettvad mehr und höher begehren und lieben, als die Barmherzigkeit Gottes? Db wir aud) dasjenige, mas tie von zeitlihen Dingen begehrten, einzig und allein von göttliz cher Hand und Mitwirkung begehren? Dier ob wir es wollen duch unfere Kunft, Lift und Wis an ung ziehen, und nur alfo Gott um Erlaubnif darum bitten? Ob wir ung auf und felber verlaffen? Dder ob wir e8 wollen durch göttliche Mitwirkung ers langen, daß wir hernacy mit fröhlichen Herzen fagen mögen: Das hat mir Gott befcheeret durch feine väterlihe Worforge; Ic) bin nur die Hand und das Merfjeug gewefen. Ober ob wir mwolIen fagen: Das habe id) duch meine Kunft und Verftand zu Mege gebracht?

6. Zum dritten follen wir bedenken, was twir mit bem thun wollen, das wir von Gott bitten und begehren. Db wir babucd) der Melt Ehre und Hohheit allein begehrem zu zeitlicher Molluft? Dder ob wir daffelbe, was ung Gott durdy unfer Gebet zumirft mit feinem Segen, aud wollen zu feinen Chren und zur Liebe des Nächten anlegen und ihm wiedergeben? Und ob mir uns auch einzig allein damit fie Arbeiter und Diener in feinem Wein berge halten, von denen Gott von feinen Gaben Rehenfhaft for: bern merde, wie wir darin treu gewwefen find ?