Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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31. Denn das göttliche Gehör ift bie Gedankenfraft, melde er in dem Namen Sefus wieder in die Menfchheit eingeführet hat, und ums allda wieber eine offene Pforte zu feinem Gehöre eröffnet, dadurch ir Gott in ung wirklich reden hören Eönnen, tole er ung feine Barmherzigkeit durch diefelbe eröffnete Gnabenpforte einfpricht. Und binwieber redet die Seele durdy diefelbe offene Pforte in ihr felber mit Gott, und wird in foldhem Kinreden von Gottes Ausfpredjen gefpeifet und erquidet, auch erleuchtet und erneuert.

32. Denn fie iffet von bem Aushauchen Gottes, das Menfch worden ift, als das Sleifh und Blut Chrifti, auf Art und Meife, twie ein Kraut der Sonne Kraft in fich iffet, davon es berühret, balfamifc und gut wird, daß e8 wichfet und blühet: alfo auch die Seele von der göttlichen. Sonne, davon fie lichte und Eräftig wird,

33. Diefes ifE nun des rechten Betend Nusen und Frucht, melhen Nusen Fein dußerliher Mund und Eein von Gott abges wandter Wille erreichen mag, fondern allein ber eingefehrte, der fih ganz Gott ergiebt.

34. Sol num foldes gefhehen, fo muß fih dee Wille von allen andern Kreaturen abwenden und von allen irdifchen Dingen, und lauterlih vor Gott ftehen, daß ihm das Gefwäft der Krea: turen, oder deffen, das er im zeitlihen Dingen von Gott bitten will, nue im Sleifh nahfolge und Hinter dem lauterlihen Willen jtene; auf daß der lauterlihe Wille bes Leibes Mothdurft vor Gort bringe, und das Sleifc) felber mit feiner Luft nicht mitwirke; fonft führet e8 irdifche Luft in die göttliche feelifhe Wirkung ein.

35. Darum gehöret zu rechtem ernften Beten, fo tele wol len etwa von Gott erlangen, allezeit eine rechte Buße und eingeEehrte Demuth; denn vecht Beten ift ein Nehmen beffen, das die Seele begehret, davon Chriftus faget: Von nun an leidet bas Himmelreidh Gewalt, und die Gewalt thun, reißen e8 zu fic. Matth. 11, 12,

36. MIR deswegen elne £urze Formel einer Belchte ober “ Vorbereitung fegen, wie fid) dee Menfch fol vorher bereiten, wenn

er will feine Eurzen Gebete und Bitten vor Gott bringen. Denn er mag in einem Eurzen Gebete fo wohl erhöret werben, als mit viel Worten, wofern fein Herz recht vor Gott feehet. Es bedarf nicht langer Worte, fondern nur eine gläubige, bußfertige Seele, bie fih mit ganzem Crnfte in die Barmherzigkeit Gottes, in Got= ted Erbarmen einergiebt; denn ein einziger Seufzer mirket mit Gott, fo der Wille fauterlih vor Gott fichet und das irdifche Kfelb, als