Marxismus und Darwinismus
Der Marxismus.
Wenden wir uns jezt zum Marxismus, ſo bietet ſi< ſofort eine große Uebereinſtimmung dar. Aehnli<h wie bei Darwin beſteht die wiſſenſchaftliche Bedeutung von Marx darin, daß er die Triebkraft, die Urſache, den Mechanismus der geſellſchaftlihen Entwicklung auſgede>t hat. Daß eine ſolche Entwicklung ſtattſand, brauchte er damit allerdings nicht zu beweiſen; jeder wußte, daß von der älteſten Zeit an immer wieder neue Geſellſchaftsformen die früheren abgelöſt hatten. Aber die Urſache dieſer Entwiklung, alſo au< ihr Ziel, war nicht bekannt.
Marx ging bei ſeiner Theorie von der Erfahrung ſeiner Zeit aus. Die große politiſche Umwälzung, die die damalige politiſche Geſtalt Europas gebildet hatte, die franzöſiſhe Revolution, war allgemein als ein Kampf der Klaſſen befannt. Jeder wußte, daß ſie im Grunde nichts als ein Kampf des Bürgertums gegen Adel und Königtum um die Herrſchaft geweſen war. Nachher waren ſchon neue Klaſſenkämpfe entſtanden; in England beherrſchte der Kampf der induſtriellen Bourgeoiſie gegen die Grundbeſizer die Politik, und zuglei< empörte ſi<h ſhon die Arbeiterklaſſe gegen die Bourgeoiſie. Was waren nun dieſe Klaſſen? Worin unterſchieden ſie ſi<? Marx wies nah, daß dieſe Klaſſen ſi<h dur< ihre verſhiedenen Funktionen im Produktionsprozeß unterſcheiden. Nicht Standesvorrechte, nicht Geldbeſit, ſondern lediglich die Rolle, die ſie in dem geſellſ<haftli<hen Produktionsprozeß$ß ſpielen, beſtimmt die Zugehörigkeit der Menſchen zu den verſchiedenen Klaſſen. Aus dieſer Produktion ſtammen ſie, dieſe beſtimmt ihr Weſen, ihren Charakter. Die Produktion iſt nichts anderes, als der geſellſchaftlihe Arbeit sprozeß, wodurh ſi< die Menſchen aus der Natur ihre Mittel zum Leben erzeugen. Dieſe Produktion der materiellen Lebensbedürfniſſe bildet die Grundſtruktur der Geſellſchaft, die die politiſchen Verhältniſſe, die geſellſchaftlichen Kämpfe, die Formen des Geiſteslebens beſtimmt.
Die Formen dieſer Arbeit haben ſi< nun im Laufe der Zeit immerfort umgewälzt. Woher kam dieſe Aenderung? Die Formen der Arbeit, die Produktionsverhältniſſe hängen von den Werkzeugen ab, womit gearbeitet wird, von der Technik, von den Produktivkräften im allgemeinen. Weil im Mittelalter mit kleinen Werkzeugen und jeßt mit großen Maſchinen gearbeitet wird, deshalb herrſchte damals Kleinhandwerk und Feudalismus und jezt Großkapitalismus; deshalb waren damals Feudaladel