Marxismus und Darwinismus

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Maßſtab der Wiſſenſchaft gemeſſen, ſind viele der populären Schriften Hae>els äußerſt oberflächlich, während die Argumente und Einwände ſeiner Gegner an unglaublicher Dummheit oft nux in den Streitſchriften gegen den Marxis= mus ihresgleichen finden.

Dieſer enge Zuſammenhang des Darwinismus mit dem Klaſſenkampf der Bourgeoiſie hat auh ihre weiteren Schifſale miteinander verknüpft. Dieſer Klaſſenkampf wurde bekanntli<h nicht zu Ende gekämpft, ſondern ver= lief bald im Sande. Jn Deutſchland bekehrten ſi< in den 60er und 70er Jahren immer weitere Schichten des Bürgertums zur Reichsfrömmigkeit. Die Jntelligenz machte allmählih dieſen Umſchwung mit und lernte die Staatsräſon verſtehen. Unter den Gelehrten wuchs die reaktionäre Geſinnung; dieſelben Profeſſoren, die ſich mit Stolz die geiſtige Leibgarde der Hohen= ¿ollern nannten, zeigten in den Reden über die Grenzen der Naturerkenutnis und die unlösbaren Welträtſel den Bankrott der wiſſenſchaftlichen Welt= anſchauung an, ein Beweis, wie eng die Reaktion auf politiſhem und die Reaktion auf geiſtigem Gebiet zuſammenhingen.

Dieſe Entwicklung zeigte ſi< in ſtärkerem oder ſ<hwächerem Maße in allen Ländern. Ueberall trat das ſozialiſtiſhe Proletariat auf, überall bedrohte die wachſende Arbeiterbewegung die herrſchende Ordnung und damit bekamen in der Bourgeoiſie die reaktionären Tendenzen immer mehr die Oberhand. Das Jntereſſe an der Bekämpfung der Religion verſhwand; der früher ſo heiß geführte Kampf der fortſchrittlichen und der reaktionären Richtung wurde immer mehr zu einer kleinlichen Keilerei innerhalb der herrſchenden Klaſſe, zu einem Parteizank, worin man zwar mit gewaltigen Schlag= wörtern um ſih warf, aber ſi< in Wirklichkeit immer mehr näherte. Das Intereſſe an der Wiſſenſchaft als revolutionäre Waffe im Klaſſenkampf ver-= ſhwand, während die reaktionär-chriſtlihe Richtung, die dem Volke die Religion erhalten wollte, immer mächtiger und frecher auftrat. Mit dem Bedürfnis na< Wiſſenſchaft änderte ſich auch die Wertſchäßung der Wiſſenſchaft. Früher hatte die gebildete Bourgeoiſie auf der Wiſſenſchaft eine materialiſtiſche anti= religiöſe Weltanſchauung gebaut, worin ſie alle Nätſel der Welt gelöſt ſah. Jebt griff immer mehr der Myſtizismus um ſih; was erklärt war, erſchien gering, was unerklärt blieb und unerklärbar ſchien, erſchien rieſengroß und umfaßte die wichtigſten Lebensfragen. Eine ſkeptiſche, kritiſche, zweifelnde Stimmung gegen die früher ſo bejubelte Wiſſenſchaft gewann immer mehr Feld.

Das zeigte ſi<h auch dem Darwinismus gegenüber. Was erklärte dieſe Darwinſche Lehre eigentli<h? Die weſentlichen Rätſel läßt ſie alle ungelöſt! Woher dieſe wunderbare Natur der Vererbung, woher das Vermögen der Lebeweſen, ſih zwe>mäßig zu ändern? Hier liegt das eigentliche geheimnis=volle Lebensrätſel, dem man mit mechaniſchen Prinzipien niht beikommen kann. Und was iſt von dem ganzen Darwinismus unter der ſpäteren fritiſchen Forſchung übriggeblieben?

Natürlich hatte der Fortſchritt der Wiſſenſchaft mit Darwin nicht aufgehört, ſondern war mit ſeiner Theorie in noh viel ſtärkeren Fluß gekommen. Die Löſung eines Problems ſtellt immer wieder eine Anzahl neuer Probleme, die hinter ihm ſtanden und jezt in den Vordergrund des Intereſſes rüden.