Marxismus und Darwinismus
Werkzeuge, Denken und Sprache.
Das geſellſchaftliche Zuſammenleben mit ſeiner Folge, den ſittlichen Trieben, iſ eine Beſonderheit, die den Menſchen von einigen, aber niht von allen Tieren unterſcheidet. Dagegen gibt es einige andere Beſonderheiten, die den Menſchen ſcharf von der ganzen Tierwelt trennen, die nur ihm zufommen und keinem anderen Tier. Da iſt zunächſt die Sprache, dann das vernünſtige Denken. Auch iſt der Menſch das einzige Tier, das ſich ſelbſtgeſhaffener Werkzeuge bedient. Jn allen dieſen Punkten ſind bei den Tieren erſt Anſäze vorhanden, die ſih aber bei den Menſchen zu weſentli<h neuen, <arafkteriſtiſhen Merkmalen entwi>elt haben. Viele Tiere verfügen über eine Stimme und können ſi<h durch verſchiedene Laute verſtändigen. Aber nur der Menſch hat ſolche Laute als Bezeichnungen, als Namen für Handlungen und Dinge. Die Tiere haben auch ein Gehirn, womit ſie denken; aber das menſ<li<he Denken weiſt, wie wir noh ſehen werden, einen ganz neuen Charakter auf, den wir mit dem Namen Hernünſtiges oder abſtraktes Denken bezeihnen. Auch die Tiere bedienen ſich lebloſer Dinge aus ihrer Umgebung zu ihren Zwecken, z. B. zum Neſt=bauen; Affen gebrauchen mitunter Stöke oder Steine; aber nur der Menſch benußt Werkzeuge, die er abſichtlih zu dieſem Zwecke ſelbſt hergeſtellt Hat. Die primitiven Anſäße in der Tierwelt können uns die Ueberzeugung geben, daß der Menſch ſeine beſonderen Merkmale niht dur< eine Wunderſchöpfung, ſondern dur< eine allmählihe Entwicklung bekommen hat. Die Frage nah der Entwi>lung jener erſten Spuren von Sprache, Denken und Werkzeuggebrau< zu dem neuen hervorragenden Charakter, den ſie bei den Menſchen tragen, enthält das eigentlihe Problem der Menſchwerdung des Tieres.
Dabei iſ zuerſt zu bemerken, daß der Menſch zu dieſer Entwi>klung nur als geſellſchaſtliches Tier fähig war. Alleinlebende Tiere wären dazu niht imſtande geweſen. Außerhalb einer Geſellſchaft iſ eine Sprache ſo nußblos, wie ein Auge im Dunkeln, und muß ſie auf die Dauer verkümmern. Eine Sprache iſ nur in einer Geſellſchaft mögli<h und auh nur in eñner Geſellſchaft nötig als Verſtändigungsmittel für die Mitglieder. Alle Tiere, die geſellſhaftlih zuſammenleben, beſißen irgendwelche Verſtändigungsmittel, da ſie ſon niht na<h gemeinſamem Plane handeln könnten. Bei den Urmenſchen müſſen ſi<h dann die Verſtändigungslaute, die bei der gemeinſannen Arbeit nötig waren, allmähli<h zu Namen von Tätigkeiten und dann ‘von Dingen entwi>elt haben.