Marxismus und Darwinismus
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Die Löwen kämpfen niht mit dem Schwanz, die Haſen niht mit den Augen, die Falken niht mit dem Schnabel, ſondern die Löwen kämpfen mit ihren Springmuskeln und Zähnen, die Haſen mit ihren Pfoten und Ohren, die Falken mit ihren Augen und Flügeln. Fragen wir alſo: was kämpft, was führt den Wettkampf? Dann iſ die Antwort: die Organe kämpfen. Und dieſe Organe werden dabei immer vollkommener. Die Muskeln und Zähne der Löwen, die Pfoten und Ohren der Haſen, die Augen und Flügel der Falken führen den Konkurrenzkampf, und ſie werden dur dieſen Kampf vervollkommnet. Die ganzen Tiere ſißen bloß an dieſen Organen feſt und erleiden ihr Schicfſal, das des ſiegenden Starken oder des beſiegten Schwachen, mit.
Stellen wir nun in derſelben Weiſe die Frage für die Menſchenwelt. Die Menſchen kämpfen niht mit ihren natürlichen Leibe8organen, ſondern mit ihren künſtlichen Organen, mit ihren Werkzeugen (worunter wir, wie immer, natürlich au< die Waffen verſtehen). Das Prinzip, daß durch die Ausmerzung des Unvollkommenen der Kampf zur ſtetigen Vervollkommnung führt, gilt auh hier: Die Werkzeuge kämpfen, und die Werkzeuge werden dabei immer vollkommener. Diejenigen Gruppen oder Stämme, die über die beſten Werkzeuge und Waffen verfügen, können \ſi<h am beſten einen genügenden Lebensunterhalt ſichern und im direkten Kampfe die minder gut gerüſteten Stämme beſiegen und ausrotten. Die großen Fort=ſchritte der Technik und der Arbeitsmethoden in der Urzeit, wie vor allem die Einführung des Ackerbaues und der Viehzu<ht machen den Menſchen zu einer körperlih kräftigeren Raſſe, die von der Unbill der Naturereigniſſe niht mehr ſo ſ{<limm zu leiden hat. Die Raſſen, deren techniſchen Hilfsmittel am höchſten entwi>elt ſind, verdrängen die anderen, ſichern ſi die günſtigſten Länder, ſteigen zur Ziviliſation empor und unterwerfen alle anderen. Die Herrſchaft der europäiſchen Raſſe beruht auf ihrer techniſchen Ueberlegenheit.
Hier ſehen wir alſo, wie dasſelbe Grundprinzip des Kampfes ums Daſein, das Darwin formulierte und Spencer betonte, bei Menſ<h und Tier verſchieden wirkt.. Das Prinzip, daß der Kampf zu einer Vervollkommnung der Waffen führt, womit gekämpft wird, erzeugt bei Menſh und Tier ver=ſchiedene Reſultate. Bei dem Tier führt er zu einer ſtetigen Entwi>lung der natürlichen Leibesorgane; dies iſt die Grundlage der Abſtammungslehre, der Kern des Darwinismus. Bei dem Menſ <en führt er zu einer ſtetigen Entwi>lung der Werkzeuge, der Technik, der Produktivkräfte. Dies iſ aber die Grundlage des Marxismus.
Hier ſtellt fi< nun heraus, daß Marxismus und Darwinismus nicht zwei unabhängige Lehren ſind, deren jede auf ihrem eigenen Gebiet gilt, die aber miteinander ni<ts zu tun haben. Sie kommen in Wirklichkeit auf dasſelbe Grundprinzip hinaus. Sie bilden eine Einheit. Die neue Richtung, die mit der Entſtehung des Menſchen eingeſhlagen wird, die Erſezung der natürlihen Organe dur< fünſtlihe Werkzeuge, bewirkt, daß dieſes Grundprinzip ſih in der Menſchenwelt in ganz anderer Weiſe als in der Tierwelt äußert, daß dort der Darwinismus, hier der Marxismus das Entwiklungsgeſeß beſtimmt.