Marxismus und Darwinismus
Der Darwinismus.
Es gibt wohl kaum zwei Namen von Forſchern, die in ſo hohem Maße das Geiſtesleben der Menſchen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beherrſchen, als die Namen Darwin und Marx. Jhre Lehren haben eine Umwälzung der Weltanſchauung der großen Maſſen hervorgerufen. Jhre Namen ſind ſhon ſeit vielen Jahrzehnten in jedem Munde, ihre Lehren ſtehen im Mittelpunkt der geiſtigen Kämpfe, die die heutigen geſellſchaftlichen Kämpfe begleiten. Die Urſache dafür liegt in erſter Linie in dem hohen wiſſenſchaftlichen Gehalt dieſer Lehren.
Die wiſſenſhaftlihe Bedeutung ſowohl des Marxismus wie des Darwinismus beſteht in der Durchführung des Entwi>lungsprinzips, hier auf dem Gebiete der organiſchen Welt, der Lebeweſen, dort auf dem Gebiete der Geſellſchaft. Nun war dieſes Prinzip keineswegs neu; es war ſhon früher vertreten worden und der Philoſoph Hegel hatte es ſogar in den Mittelpunkt ſeiner Philoſophie geſtellt. Deshalb iſt es nötig, näher anzugeben, worin die Leiſtungen von Darwin und Marx auf dieſem Gebiete beſtanden.
Die Lehre, daß die Pflanzen und Tiere ſi<h auseinander entwid>elt haben, ſtammt erſt aus dem leßten Jahrhundert. Früher wurde auf die Frage, woher alle Tiere und Pflanzen kommen, die wir zu Tauſenden und Hunderttauſenden verſchiedener Arten kennen, die Antwort gegeben: bei der Weltſchöpfung hat Gott ſie alle, jedes nah ſeiner Art, erſchaffen. Dieſe primitive Theorie war in Uebereinſtimmung mit der Erfahrung, wonach die bekannten Tiere und Pflanzen ſich, nah den älteſten Nachrichten zu urteilen, immer genau gleihgeblieben waren. Wiſſenſchaſtlih wurde dieſe Erfahrung in dem Sas ausgedrüdt, daß alle Arten unveränderlich ſind, weil die Eltern immer ihre Eigenſchaften auf die Kinder vererben.
Nun gab es aber einige Eigentümlichkeiten bei den Pflanzen und Tieren, die allmähli< zu einer anderen Auffaſſung drängten. Sie ließen ſich ſo ſchön zu einem Syſtem ordnen, das zuerſt vom ſ{<wediſhen Naturforſcher Linné aufgeſtellt wurde. Darin werden die Tiere in Hauptabteilungen, dieſe in Klaſſen, die Klaſſen in Ordnungen, die Ordnungen in Familien und die Familien in Gattungen geteilt, deren, jede mehrere Arten enthält. Je mehr ſie in Eigenſchaften übereinſtimmen, um ſo näher ſtehen ſie einander im Syſtem, einer um ſo kleineren Gruppe gehören ſie zuſammen an. Alle Tiere, die zur Klaſſe der Säugetiere gehören, zeigen denſelben allge-