Marxismus und Darwinismus
Kapitalismus und Sozialismus.
Die beſondere Geſtalt, die der Darwinſche Kampf ums Daſein als Triebkraft der Entwicklung in der Menſchenwelt annimmt, wird durch das geſellſchaftlihe Zuſammenleben und dur<h den Werkzeuggebrau<h beſtimmt. Die Menſchen führen den Kampf gemeinſam in Gruppen; innerhalb der Gruppe hört der gegenſeitige Kampf ums Daſein auf und treten gegenſeitige Hilfe und ſoziale Gefühle auf, während zwiſchen den Gruppen noh immer der Kampf herrſcht. Und in dieſem Kampfe entſcheidet die te<niſhe Aus=rüſtung, ſo daß er einen Fortſchritt der Technik zum Reſultat hat. Dieſe beiden Umſtände wirken unter verſchiedenen Wirtſchaftsordnungen in ver=ſchiedener Weiſe; ſehen wir jezt, in welcher Weiſe ſie unter dem Kapitalismus wirken.
Als die Bourgeoiſie die politiſhe Macht eroberte und damit die kapitaliſtiſhe Wirtſchaftsordnung zur herrſhenden machte, fing ſie damit an, daß ſie die feudalen Feſſeln zerſhlug und die Menſchen frei machte. Das war für den Kapitalismus notwendig; jeder Produzent mußte ohne irgendwelches Band, das ſeine Bewegungsfreiheit einſchränkte, ohne irgendwelche Rückſicht auf kforporative Pflichten, ohne irgendwelhe Hemmniſſe durh geſeßlihe Vorſchriften, ganz nah freiem Ermeſſen an dem Wettkampf der Konkurrenz teilnehmen können; nur dadur<h war es möglich, die Produktion allen Anforderungen entſprehend zu entwicfeln. Die Arbeiter mußten niht dur<h irgendwelche feudale oder zünftige Pflichten in der freien Verfügung über ihre volle Arbeitskraft eingeſchränkt ſein; nur dadur<h konnten ſie ſie den Kapitaliſten als ganze Ware verkaufen und konnten dieſe ſie voll ausnugen. Deshalb hob die Bourgeoiſie alle alten Verbände und alten Pflichten auf. Sie machte die Menſchen völlig frei, aber damit auch völlig einſam und ſ{hußlos. Vorher waren die Menſchen niht einſam; ſie gehörten irgendwelcher Korporation an; ſie ſtanden unter dem Schuße eines Herrn oder eines Verbandes und fanden darin Kraft. Sie bildeten einen Teil einer geſellſchaftlihen Gruppe, gegen die ſie Pflichten hatten und von der ſie dafür Schug erhielten. Dieſe Pflichten hob die Bourgeoiſie auf, ſie zerſtörte die Korporationen und ſchaffte die feudalen Abhängigkeitsverhältniſſe ab. Die Befreiung der Arbeit bedeutete zugleich, daß dem Menſchen jede Zuflucht bei ſeinen Mitmenſchen genommen wurde, daß er ſich niht mehr auf andere ſtüßgen konnte; jeder wurde völlig auf ſich ſelbſt geſtellt; allein gegen alle mußte er den Kampf führen, von jedem Band und von jedem Schuße los.