Marxismus und Darwinismus
A
wahſen die- ſozialen Triebe, die ſittlihen Gefühle, die Selbſtaufopferung und die Hingabe für das Ganze in glänzender Weiſe empor. Und dieſer feſte Zuſammenhalt gibt der Arbeiterklaſſe die gewaltige Kraft, die ſie zur Beſiegung der Kapitaliſtenklaſſe braucht. Der Klaſſenkampf, der kein Kampf mit Werkzeugen, ſondern ein Kampf um die Werkzeuge iſt, ein Kampf um die Verfügungsgewalt über die techniſhe Ausrüſtung der Menſchheit, wird dur< die Macht des organiſierten Handelns, durch die Kraft der neu aufz gewachſenen Klaſſenorganiſation entſchieden. Jn der organiſierten Arbeiterſchaft wächſt ſhon ein Element der ſozialiſtiſhen Geſellſchaft empor. Wenden wir jeßt denſelben Gedankengang auf die kommende Produk= tion8ordnung, auf den Sozialismus an. Der zur Vervollkommnung führende Wettkampf der Werkzeuge, der die ganze Geſchichte der Menſchheit beherrſcht, hört hier niht auf. Noh immer wird, genau ſo wie unter dem Kapitalismus, die ſhle<htere Maſchine dur die beſſere aus dem Felde geſchlagen und beſeitigt; noh immer führt dieſer Prozeß zu einer raſhen Steigerung der Produktivität der Arbeit. Da aber der Privatbeſiß der Produktionsmittel aufgehört hat, fißt niht mehr an jeder Maſchine ein Menſch feſt, der ſie ſein Eigen nennt und ihr Los teilt. Die Maſchinen ſind Gemeineigentum und ihr Wettkampf iſt jezt nur no< ein harmloſer Prozeß, der bewußt von den Menſchen vollzogen wird, die nach vernünftiger Ueberlegung einfach die \<le<teren Maſchinen durch beſſere erſezen. Es iſ alſo eigentli<h nur im übertragenen Sinne, wenn wir dieſen Fortſchritt als einen Kampf bezeichnen. Dabei nimmt zugleih der gegenſeitige Kampf der Menſchen gegen Menſchen ein Ende. Mit der Beſeitigung der Klaſſen wird die ganze ziviliſierte Menſchheit zu einer einzigen großen ſolidaren Produktionsgemeinſchaft. Dafür gilt dasſelbe, was für jede geſellſchaftlihe Gruppe gilt: in ihr hört der gegenſeitige Kampf ums Daſein auf; dieſer wird nur noh nah außen geführt. Abex an Stelle der früheren kleinen Gruppen iſt jeht die ganze Menſchheit getreten. Das bedeutet alſo, daß der Kampf ums Daſein innerhalb der Menſchenwelt aufhört. Er wird nur no< nach außen geführt, ' nicht mehr als Wettkampf gegen Artgenoſſen, ſondern als Kampf um den Lebens=unterhalt gegen die Natur. Aber die Entwicklung der Technik und der damit zuſammengehenden Wiſſenſchaft bewirkt, daß dieſer Kampf kaum no< ein Kampf zu nennen iſ. Die Natur iſt den Menſchen untertan geworden und bietet ihnen mit leihter Mühe einen ſicheren, überflüſſigen Lebens= unterhalt. Damit tritt die Entwi>klung der Menſchheit in neue Bahnen; die Periode, worin ſie ſih allmähli<h aus der Tierwelt emporhob und den Kampf ums Daſein in eigenen, dur< den Werkzeuggebrauch beſtimmten Formen führte, nimmt ein Ende; die menſhlihe Form des Kampſes ums Daſein hört auf; ein neuer Abſchnitt der menſchlichen Geſchichte fängt an.