Marxismus und Darwinismus
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holung das Werk von Malthus:* Ueber die Bevölkerung; und da ih lange die Lebensweiſe der Tiere und Pflanzen beobahtet hatte, war ih gut vorbereitet, um den Kampf ums Daſein, der überall ſtattfindet, richtig zu würdigen; und es fiel mir ſofort auf, daß unter ſolchen Umſtänden nüßliche Abweichungen Ausſicht haben würden, bewahrt zu bleiben, und ſ<hädliche, um zugrunde zu gehen. Das Ergebnis würde dabei die Bildung einer neuen Art ſein. Hier hatte ih alſo endlih eine Theorie bekommen, womit ih weiterarbeiten konnte.“
Für die Tiere iſt es eine Tatſache, daß durch die Geburten ihre Anzahl raſher wächſt, als die vorhandene Nahrung zuläßt. „Es gibt keine Ausnahme zu der Regel, daß alle organiſhen Weſen in natürlicher Weiſe ſo raſh an Zahl zuzunehmen ſtreben, daß die Erde bald dur< die Nachkommen eines einzigen Paares überde>t wäre, wenn ſie niht vernichtet würden. “ Daher muß ein heftiger Kampf ums Daſein entſtehen. Jedes Tier verſucht am Leben zu bleiben dadurch, daß es ſelbſt immer zu freſſen findet und nicht von anderen gefreſſen wird. Es kämpft mit ſeinen beſonderen Eigenſchaften und Waffen gegen die ganze feindlihe Welt: gegen die ihm nathſtellenden Naubtiere, gegen Kälte, Dürre, Hite, Ueberſ<hwemmungen und alle ſonſtigen Naturereigniſſe, die es zu verderben drohen. Vor allem kämpft es gegen ſeine Artgenoſſen, die dieſelbe Lebensweiſe, dieſelben Waffen und Vermögen, dieſelbe Nahrung und dieſelben Feinde haben. Natürlich iſ dieſer Kampf kein unmittelbarer; der Haſe kämpft niht unmittelbar mit dem Haſen, der Löwe mit dem Löwen — außer in dem Kampf um die Weib<hen —, ſondern dieſer Kampf ums Daſein iſt ein Wettkampf, ein Konkurrenzkampf. Alle können niht das erwachſene Alter erreichen, die meiſten müſſen zugrunde gehen und nur diejenigen, die im Wettkampfe ſiegen, bleiben übrig. Welche ſind es, die in dieſem Wettkampfe ſiegen? Diejenigen, die durch ihre Eigenſchaften, dur< ihren Körperbau am beſten Nahrung finden und am beſten den Feinden zu entkommen wiſſen, die alſo für die beſtehenden Lebensverhältniſſe am günſtigſten gebaut ſind. Die Paſſendſten werden die Ueberlebenden ſein. Der Kampf ums Daſein bewirkt eine Naturausleſe. „Weil immer mehr Individuen einer Art geboren werden, als am Leben bleiben können und daraus immer aufs neue ein Kampf, wer beſtehen bleiben ſoll, entbrennen muß, verſteht es ſih, daß ein Weſen, das \ih auh nur in einer einzigen Hinſicht zu ſeinem Vorteil über ſeine Artgenoſſen auszeichnet, die meiſte Ausſicht haben wird, die anderen zu überleben, und alſo durch die Natur ſelbſt für die Züchtung auserwählt wird. Und da die Abweichungen vererbt werden, iſt dieſes auserleſene Jndividuum die Urſache davon, daß die Raſſe in ſolcher neuen, abgeänderten Form beſtehen bleibt.“
Hier hat man alſo eine andere Erklärung für das Entſtehen einer Giraffe. Wenn in einer Gegend kein Gras wächſt, müſſen die Tiere ſich von Baumblättern nähren, und alle, deren Hals zu kurz iſt, um ſie zu erreichen, gehen zugrunde. Die Natur ſelbſt trifft eine Auswahl und läßt immer nur die Tiere mit den längſten Hälſen beſtehen. Ju Uebereinſtimmung mit der Zuchtwahl, die ein Gärtner oder Tierzüchter trifft, nannte Darwin dieſen Prozeß die „natürliche Zuchtwahl“.