Militärische Beschreibung des Paschalik's Hercegovina und des Fürstenthums Crnagora sammt Karte
ARS E
Kampfart der Montenegriner.
Die frühzeitige Bekanntſchaft der Hochländer mit den Waffen, ihre beſtändigen Schießübungen und ihre ununterbrochenen Kämpfe haben zur Folge, daß das Heer der Montenegriner im Punkte der Waſfenführung unübertroffen daſteht. Wenn der Crnag:rer ſi hinter einem Felsſtüce auf den Boden legt, und ſein Gewehr abfeuert, daun iſt auh der Feind, den ſein Falkenauge auf's Korn genommen, niedergeſtre>t. Eben ſo ſicher und mörderiſ<h handhabt er ſeine Hiehund Stichwaſſe, den Yatagan.
Der Montenegriner legt ſeine Waffen faſt niht ab. Er lebt ſo zu ſagen mit der Haud am Schwerte. Er iſt beſtändig au qui vixe. Ihn überraſcht kein Ueberfall. Er fühlt ſi< im Kampfe ſogleich in ſeinem Elemente,
Vou ſeiner fiſiſchen Kraft, Behendigkeit und Ausdauer wurde bereits geſprochen. Er erträgt alle Beſhwerden und Entbehrungen, Hunger uud Durſt, Kälte und Hitze, leiht und willig, macht die angeſtrengteſten Märſche, und klettert die {roſten Felſen hinan, ohne zu ermüden, legt ſich, jeglihem Unwetter troßend, in ſeine Struka gehüllt, auf die Erde, und {läft ganz behaglich ein, um nach drei bis vier Stundeu Schlaf wieder in ſeiner vollſten Kraft und Elaſticität dazuſtehen.
Dieſe drei Momente :
Die Gewandtheit in der Waffenführung,
die ſtete Bereitſchaft,
die Ausdauer find vor Allem wohl im Auge zu behalten, bei allen Combinationen in Anſchlag zu bringen, und ſi auf einen äußerſt hartnä>igen Kampf gefaßt zu machen, iſ das erſte Gebot für jeoen Militär, welcher den Boden der ſ<warzen Berge als Feind betritt.
Bei dem erſten Nuſe: „Das Vaterlaud iſ in Gefahr !“ ift die Einigkeit unter den uit wenig ſtreitſüchtigen Bergſöhnen wie mit einem Schlage hergeſtellt.
Der Montenegriner verſorgt ſi< mit einer kleinen Nation von Brot , Käſe, Knoblau<h und Branntwein , mit Tabak und einem paar Reſerve-Sandalen, und ſtellt, ſi< zunächſt zur Verfügung ſeines
Kapitäns, dem der troßigſte Burſche nun den ſtrengſten Gehorſam leiſtet.