Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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das während der ſieben und zwanzigjährigen Regierung Friedrich Wilhelm I. unbewohnt geblieben war, erſtand jeßt in neuem Glanz und ward nah langer Vernachläſſigung auf das ſorgfältigſte und eleganteſte wiederhergeſtellt. Der große, nah Le Nôtre’s Plan angelegte Garten hatte ſich durch die lange Verwilderung nux verſchönt. Die ſeit 1713 niht mehr verſchnittenen Buchenheken waren zu dichten buſchigen Alleen emporgewachſen und bildeten jezt Laubgänge, deren üppiges Grün weder Sonne no< Wind eindringen ließ. Nur wenig von Junen gelichtet, boten dieſelben auch in heißeſter Sommerhitze ſchattige Wege voll kühler, lauſhiger Dämmerung, und bei den Tanz- Feſtlichkeiten und Abendtafeln bildeten ſie, von Lampen und Kerzen erleuchtet, die hübſcheſten Salons de verdure. Nach dem Geſ<hma> jener Zeit waren dieſe Gartenfeſte aber niht blos Bälle, bei denen man ſi< mit den damals üblichen Tänzen: rigodons, Sarabanden, passe-pieds und Aimable-Vainqueurs beluſtigte, ſondern eben ſo häufig wechſelten Concerte und Liebhaber- Theater mit denſelben ab und tauſend Scherze, Verkleidungen, dramatiſirte Charaden und fleine Ballets wurden von der munteren Geſellſchaft in bunter Reihenfolge improviſirt, wobei die übermüthig heitere Laune uud dichteriſche Erfindungsgabe des Prinzen von Preußen vor Allem glänzend zur Geltung fam. Jm Herbſt reihten ſich an dieſe Feſte, die aus dem Park nun in die Säle des S<hloſſes verlegt waren, noh Reit- und Schieß-= jagden an, bei denen, wie es damals an allen Höfen Sitte war, auch die Damen eifrig Theil nahmen.

Fräulein von Pannewiß muß eine ke>e und gute Reiterin geweſen ſein und überdem auh eben ſo geſchitt als glülih mit dex Büchſe. Jm Königlichen Schloſſe zu Berlin befindet