Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

S0

vom 20. Juni 1758. Nach der Mittheilung der Trauernahriht ſelbſt und den Ausdrücken ihres Schmerzes und ihrer Theilnahme, fährt die Schreiberin folgendermaßen fort:

¿Der Prinz hat ſehr gut gewußt, daß er dem Tode entgegen „Zing, und ex wußte es niht etwa erſt in den lehten Tagen. „Bereits vier Wochen vor ſeinem Ende bereitete ex ſeinen „alten Regiments = Chirurgus, den ex immex bei ſi hatte, „darauf vor und ſagte ihm: daß er des halb Berlin verlaſſe, „um in Oranienburg ruhig ſterben zu können. Zugleich unter„ſagte ex ihm auf das Strengſte, dies an irgend Jemand zu „verrathen, wem immer es auh fei, da ex entſchloſſen fei, „Weder einen Arzt vorzulaſſen, no< Heilmittel zu nehmen; „denn eine feſte und gewiſſe Hoffnung ſage ihm, daß es bald „mit ihm aus ſein werde. Dafür erlaube ex ihm, zur Be„lohnung ſeiner Verſchwiegenheit und Treue, nah ſeinem Tode „ihn zu fſeziren, falls es {hm wichtig ſei, den phyſiſchen Grund „ſeines Endes zu erfahren. Dex unglü>lihe Chirurgus war „in Verzweiflung, doch kam zu ſeinem Troſt nicht lange darauf „plößlih Herr von Foxcade, der frühere Oberſt von des „Prinzen Regiment, in Oranienburg an, um dieſen zu be„ſuhen. Forcade nun iſ entſeht über das \ſ{<le<te Ausſehen „des Prinzen, der Chirurgus vertraut ihm den Entſchluß des„ſelben an und jener \{hi>t ſofort eine Staffette an die Prin„Zeſſin Amalie, um ihr die Krankheit ihres Bruders zu mel„den. Die Prinzeſſin kommt auh unverzüglih mit dem „berühmten Doktor Meckel an, aber der Prinz hört nicht auf „ſie. Troß ihrex Bitten und Thränen will ex Me>el nicht „ſehen und dieſer muß wieder abreiſen. Die Prinzeſſin jedoch „läßt ſich niht beſ<hwichtigen und abweiſen, ſie bleibt ſtand„haft bei dem Kranken und hat ihn niht verlaſſen bis zu