Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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„ſeinem leßten Augenblick. Wenige Tage nahdem ex Me>el „fortgeſchitt hatte, wax ex bereits ſo krank, daß er das Be„wußtſein verlor und niht mehr das Bett verlaſſen konnte. „Die Prinzeſſin benußt dieſen Augenbli>, läßt eilends nicht „nux Meckel, ſondern noch drei andere Aerzte aus Bexlin rufen, „dieſe exfläven den Zuſtand für eine Art Gehirn-Entzündung „und wenden alle Mittel an, des Fiebers Herr zu werden. „Es gelingt ihnen, die Krankheit zu brechen, die Delirien „hören auf, der Kranke ſcheint gerettet, aber kaum kommt er „wieder zu ſich, ſo ſchi>t ex die Aerzte fort und verweigert „hartnäckig, fernerhin irgend ein Mittel zu nehmen. Und fo „iſt es fort und fort gegangen. Wenn das überhandnehmende „Fiebex ihn betäubte und die heftigen Phantaſien zurück „ehrten, konnte man allein die Mittel anwenden, die ſein „Zuſtand verlangte und die die Entzündung bekämpften. Dann „trat jedesmal ſofort eine Beſſerung ein und kaum twoar dieſe „ſoweit fortgeſchritten, um dem Unglüklichen das Bewußtſein „wiederzugeben, ſo wax auh damit jede Möglichkeit ge„nommen, ihn weitex zu pflegen oder ärztlich zu behandeln. „Ex nahm nichts ein, exlaubte nicht einmal, daß man ihm „den Puls fühlte, wies jede Annäherung der Aerzte mit der „größten Heftigkeit und Aufregung zurü> und that Alles, „was ihm nux möglih wax, um ſeinen Zuſtand zu einem „verzweifelten zu machen. Endlich ſchien in der That keine „Hülfe mehr möglih und ex in vollem Ernſt verloren; man „ſagte es ihm und anſtatt jeder Antwort faltete ex nur die „Hände und rief mehrere Male hintereinander mit Jnbrunſt: „Jeſus, erbarme dih meiner! — Darauf verlangte ex nah „dem Geiſtlichen des Ortes und bewies, als dieſer kam, und „fortan bis zuleßt die größte Andacht und Frömmigkeit.