Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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„Die Prinzeſſin Amalie hat ihn treu gepflegt und keinen „Augenbli> verlaſſen. Jh glaube, auh dex König wird ſehr „frappirt und ergriffen von der Todesnachricht ſein; denn „gleih nah dem erſten Brief, den ihm die Prinzeſſin aus „Oranienburg ſchrieb, um ihm die Krankheit des Prinzen zu „melden, dankt ex ihr in ſeinex Antwort auf das Lebhafteſte, „daß ſie zu dem Kranken geeilt ſci, um für ihn Sorge zu „tragen und wiederholt ihr mehrere Male, daß ex jede, auh „die geringſte Mühe und Sorgfalt, welche ſie dieſem beweiſe, „und Alles, was ſie für ihn thue, betrachten werde, als hätte „ſie es ihm ſelbſt gethan. Ex beſchwört ſie um Alles in der „Welt, den Prinzen keinen Moment zu verlaſſen und nichts „zu verſäumen, was in ihren Kräften ſtehe, um das Leben „eines Bruders zu erhalten, das ihm ſo unendlih theuer ſei. „Ex fügt hinzu: „„Obgleih dex Zuſtand des Kranken ſehr „ernſt ſcheint, ſehe ih denno<h meine ganze Hoffnung auf „ſeine Jugend und ſeine ſtarke Natur. ““ Auch ſ{<ließt ex mit „dex Bitte, demſelben in ſeinem Namen tauſend Zärtliches: „mille tendresses, zu ſagen und ihm, dem König, ſo oft als „nux mögli<h Nachricht von deſſen Befinden zu geben.

„Du ſiehſt“, ſagt die Briefſtellerin am Shluß, „wenn der „Himmel es anders gefügt hätte, ſo wäre dieſe Krankheit „vielleicht der Anlaß zu einex bleibenden Ausföhnung zwiſchen „beiden Brüdern geworden. Abex dex Gram und die Ver„zweiflung des unglü>lichen Prinzen haben ihn getödtet, ſie „allein haben jede Hoffnung, ihn zu erhalten, vereitelt.“

Dieſe Todesbotſchaft exſt ſpra<h das lette Wort in dex Geſchichte jenex traurigen und unglücklichen Jugendliebe. —