Orpheus : altgriechische Mysteriengesänge

entstanden. Er stellt nach späterer, auch philosophischer Vorstellung (Platons Gastmahl) die verbindende Kraft im Weltalldar. Als Entzünder des Liebesfeuers wurde er mit Pfeil und Bogen, auch mit der Fackel dargestellt. Auch die Freundschaft unter Männern gehörte in sein Bereich, soweit sie sich im Zusammenhalten in Not und Gefahr äußerte. In Thespiae in Boio-

tien feierte man ihm seit ältesten Zeiten Feste, diesog.Erotia, _

die sich bis in die späte Kaiserzeit hielten. Von den Neuplatonikern mit demHelios identifiziert, vonanderen mitderAphrodite, ging er alsFrau Minne ins Mittelalter über, wo ihm in der Poesie ein ausgedehnter Kultus galt.

S.80. Moiren sind die Schicksalsgöttinnen, Schwestern der Todesgöttinnen und derHoren ;Bedeutung, Abstammungund Machtausdehnung ist in der alten Sage noch nicht recht klar)! Klotho heißt die Spinnerin; Lachesis die Erlosung, und Atropos die Unabwendbare. Sie sind die Vertreterinnen der Schicksalsgerechtigkeit,doch galten sie sonst auch alsgrausam undmißgünstig.SieentsprechendenrömischenParzen und den germanischen Nornen. S.82.DieChariten,bekannterunterdemlat.NamenGrazien, sindnach Hesiod die Töchter des Zeus und der Okeanostochter Eurynome. Aglaia heißt»Glanz«, ThaliayblühendesGlüc« und Euphrosyne»Frohsinn«. Sie sind die Vertreterinnen von Anmut und Liebreiz, der Grazie an sich. Mit den Musen und allen Gottheiten der Schönheit und Anmut befreundet, sind sie auch die Schützerinnen der Künste.

S.83. Nemesis ist eine Gottheit, in der das sittliche Gleichgewicht, die ausgleichende Gerechtigkeit überhaupt personifiziert ist. Nach Hesiod entstammt sie der Nacht, nach anderem dem Okeanos. Man legte ihr auch einen Beinamen der phrygischen Rhea Kybele, Adrasteia, bei, den man als »Ulnentrinnbare« deutete. Als solche war sie auch die Rachegottheit. S.84. Dike, dasRecht, ist eine der Horen, die als Richterin der

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