Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

122 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

freilich erst den Handschriften abgewinnen müssen. Nach einem sehr interessanten Bericht über die Himmelfahrt des Hermes heißt es (Stob. Ekl. 149 p. 387, 1 Wachsm.): GAA iv aurb diddoxoc 6 Tat, viöc Öuod Kai mapaanntwp TÜV HAaANUdTWVv TOUTWV, OUK Eic uaxpäv de kai ’Ackinmiöc 6 ’luoVänc cmavöc kai npaictou BovAuic. So die Handschriften; wenn die unglückliche Humanistenkonjektur TTavöc kai HpaıcroßouAnc auch in modernen Texten prangt, so zeigt das nur, wie gedankenlos wir Philologen orientalische Tradition behandeln; daß Ptah Hephaistos ist, sagt doch schon Herodot, und in einer der Köpn xöcuov eng verwandten Schrift, dem Aöyoc "Icıdoc mpöc "Rpov (Stob. Ekl. I p.467,2 Wachsm.) heißt ’AckAnmıöc 6 uouenc ausdrücklich 6 Hpaicrov. Der Name des Ptah lautet in den wenigen Stellen, wo er in griechischen Texten vorkommt, allerdings ®bae, &edc oder Pedv, aber koptisch rrap; wie willkürlich Aspirata und Tenuis in diesen Transscriptionen wechseln, zeigt der Name des Thot. Also ist einfach TIravöc xai “Hpaicrou'), oder, wenn man viel tun will, TIravöc <toü) xai ‘Hpaicrou Bowkaic?) zu schreiben. Der Plural in dem letztem Wort ist aus dem Ägyptischen zu erklären; es ist die allgemeine Bezeichnung für Willen oder Leitung. Stobaios fügt hinzu, daß auch andere Schüler nach dem Willen der göttlichen Vorsehung hinzutraten. Daß der Offenbarungsgott von Memphis seinen Sohn selbst zum Schüler des Hermes macht, hat natürlich ein Priester des Hermes, nicht ein Diener des Ptah oder Asklepios erfunden; hierzu paßt die auf alte Sakraltradition zurückgehende Bemerkung, daß Asklepios doch erst später hinzutrat. Eine Anzahl von Sehriften, in denen er zusammen mit Tat die Lehren des Hermes empfängt, setzen die "Opoı "AckAnmıoü und Pseudo-Apuleius voraus. Wenn er bei letzterem stärker hervortritt, und wenn er in den erhaltenen Schriften an einzelne Schüler als der ältere und reifere erscheint, so sehen wir, wie der Typus später von der memphitischen Priesterschaft übernommen und ausgebaut wurde. Erfunden ist er von den Hermespriestern, vielleicht zu Theben.

1) Vgl. z.B. in der unten (S. 137) zitierten Stelle des Töpferorakels röyv ’Ayadov daluova kai Kväpıv: Agathodaimon, das heißt Knephis.

2) Wie ungeniert diese Form der Doppelnamigkeit von den Menschen auf die Götter übertragen wird, zeigt z. B. die ziemlich alte Inschrift C.1I. Gr. 4893: XvoVßeı TW xal “Auuwyi, Zareı rn kat "Hpq, ’Avovkeı rn kai 'Ecria, TTe-

en