Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

138 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

peücdo1, WCTE TIvÄAc diepxouevouc Aeyeıv aumnv "Icıv TT&VTpo@ovV, eic NV METWKIchN rräv yevoc AvdpWv. Ist hier der thebanische Kneph mit der Isis-Sochit als Erdgöttin verbunden, wie es eigentlich nur dem Erdgott ’Ayadoc daiuwv zukommt, so ist umgekehrt an der oben angeführten Stelle des Philon von Byblos ’Aya8öc daiuwv, „den die Ägypter Knephis nennen“, der Sonnen- und Himmelsgott Amon; von ihm heißt es öc eı avaßkeweıe, PWwröc TO TÄY EmAnpov Ev fi TPWTOYOVW XWpa AUTOU" EI dE Kauuüceie, CKÖTOC Eyevero.!) Diese Übertragung, die für die hellenistische Zeit unbestreitbar ist, kann sehr gut älter sein.?) Ich vermute, daß sie es ist, welche nun auch den thebanischen Amon zum Offenbarungsgott gemacht hat. So faßt ihn Porphyrios, der ihn übrigens von Chnubis unterscheidet (bei Eusebios Praep. ev. DI 11, 45 p. 115): töv dnwoupyov, öv Kvng oi Aiyünrioı TPOCATOPEUOUCIV, AVOPWTLOEIDN, TIV DE XPOIAV Ek KuavoU UEAAVoC EXOVTo, KPATOUVTO ZWVNV Kal CKÄTTTPOV, Ei dE TIC Kepakric repov Bacıkeıov TTEPIKEIUEVOV, ÖTL AOYFOC DVCEUPETOC KAl ETKEKPUULEVOC Kal OU PAvVOc, Kal OTL ZWOTo1löc, Kal OTı Bacıkeüc, Kal OTI voepWc Kıveitaı’ dIÖ N) TOU TTEPOD @PüÜcıc Ev Ti kepain xkeitaı. Als Öffenbarungsgott erscheint er in der Hermetischen Literatur in dem freilich nur bei PseudoJustin (Cohort. ad. gent. 38) erscheinenden Zitat "Auuwvoc Ev TOoic tepi auto Aoyoıc TAYKpuPov TOV Beöv ÖvoudZovroc. Die Form ist alt; das zeigen die aus der persischen Zeit stammenden Hymnen der Oase von El-Khargeh mit dem Titel: „Die geheimnisvollen Sprüche des Amon, welche sich auf den Tafeln vom Holze des Maulbeer-

dem Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr. entstammt, hoffe ich demnächst nachzuweisen,

1) Epeios bei Eusebios, Praep. ev. 110 p. 41d. Vgl. Sethe, Berl. philol. Wochenschrift 1896 Sp. 1529.

2) Für ihr Alter spricht vielleicht schon die Darstellung der Geschichte der Zeugung Alexanders bei Onesikritos, indem sie dem Amon die Schlangengestalt des ’Aya0öc daluwv gibt (Beigabe V). Ob Brugsch und Wiedemann recht hatten, eine ursprüngliche Identität beider Götter ohne weiteres vorauszusetzen, wage ich nicht zu entscheiden. Erwähnung mag bei der Gelegenheit die von Iamblich (De myst. VII 4) benutzte Hermetische Schrift finden, in der nach einem ersten Wesen Eikton (?) Kneph als der voüc &autöv voWv und nach ihm als dntwuoupyöc voüc, der zugleich Herr der aAndeıa und copia ist, Amon mit Ptah vereinigt erscheint. Das entspricht etwas der Inschrift von London und dem Poimandres. Es ist verfehlt, es als neuplatonisch zu betrachten.