Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

154 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

„Prophetentracht“ vorgeschrieben wird.!) Er hat eine bestimmte Gemeinde und betet jene eigentümlichen Worte, die dem Theologen wohl eine Überraschung bringen: „mache mich zum Diener derer, die in meinem Schatten sind“ (d.h. „meiner Jünger“). Sie setzen ein ganz eigentümliches Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler, Priester und Gemeinde voraus; es entspricht durchaus der Schilderung der Seelsorge im Poimandres. Vergleichen könnte man weiter vielleicht noch jene eigentümlichen Gemeinden des ®eöc ÜUwıcroc, über welche Schürer unlängst gehandelt hat.) Ihr Glaube wurzelt wohl in der weitverbreiteten Überzeugung, daß der höchste Gott der verschiedenen Völker unter verschiedenen Namen doch derselbe ist; Jüdische Einwirkungen scheinen nachweisbar; die Formen des Kults sind heidnisch. Verschiedene Gemeinden stehen trotz der gemeinsamen Verehrung desselben Gottes nebeneinander, die sich jede um eimen Priester scharen und nach ihm benennen°); sie stehen in engster Lebensgemeinschaft; ihre Mitglieder sind adeApoi und ädeAgai wie in der Poimandresgemeinde. Es scheint mir von höchster Wichtigkeit, daß wir durch den Papyrus Mimaut ein einzigartiges Dokument aus einer solehen Gemeinde gewinnen.

Er bietet uns das priesterliche Gebet eines solchen Gemeindehauptes, allerdings umgewandelt zur Zauberformel; es erstreckt sich zunächst in seiner volleren Fassung von Z. 188 bis etwa 308; dann in einer kürzeren Wiederholung und Zusammenfassung, der ich die obigen Worte entnommen habe, von 315 bis zum Schluß. Das

1) Pap. Berol. I 278 (Abh. d. Berl. Ak. 1865 S. 128, wo auch die paßdoc Eßevvivn begegnet). Die Stelle zeigt trefflich das Eigentümliche unserer Beschreibung. 2) Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1897 S. 200, vgl. die Bemerkung von Wilamowitz, Sitzungsber. 1902 $S. 1094. Bei dem Namen mochte der Ägypter an Chnuphis oder Sarapis, der Kleinasiat an Mithras, der Jude an Jahve denken. Er ist mit Absicht universell gewählt, wie der Name TTowudvöpnc. Mit Recht verweist Schürer auf die Angaben Cyrills über die Oeoceßeic in Phönizien und Palästina; ebenso wie das Christentum verband sich auch der Mithras-Kult mit der Verehrung des deöc Uwyıcroc, vgl. die Inschrift von Sahin (Cumont, Textes et Monuments relatifs aux mysteres de Mithra II 95).

3) Die Bezeichnung 1) cUvodoc Y) mepi TOV iepea ... kal marepd cuUVOdoU ... erinnert unwillkürlich an die Worte des I. Korintherbriefes (3, 3): kata ävOpWTov TTEPITATEITE, ÖTav Yäp Acym TIC „eyW uev eluı TTaukou“, Erepoc de „eyW "AnoAAW“, ok dvBpwrroi Ecre;

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