Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

C. Arabische Hermesmythen. 175

Der erste war der Erfinder der Philosophie und Theologie; er lebte in Oberägypten (Hermopolis), erbaute die ersten Tempel, ordnete den Kult, gründete die Städte, errichtete die Pyramiden und schrieb die heiligen Stelen. Der zweite wohnte zu Babylon; sein Schüler war Pythagoras. Der dritte endlich erstand zu Memphis, und sein Schüler war Asklepios in Syrien.") Oder Hermes läßt, von Indien kommend, seinen Schüler Asklepios in Babylon, um selbst nach Ägypten zu ziehen. Am eigentümlichsten berührt ein Bericht, nach dem die Chaldäer Hermes, den dreifach wohltätigen, verehren, weil er einerseits Prophet, andrerseits König, endlich Philosoph und Arzt gewesen sei.?) Auch von den Harranitern, bezw. Ssabiern wird ja berichtet, daß sie ihren Hermes als tpıcueyıcroc verehren, weil er König, Prophet und Philosoph war.?) Ich glaube, daß auch hier eine hellenistische Tradition vorliegt. Josephos nimmt mehrfach auf eine Vereinigung der drei

höchsten Ämter in Johannes Hyrkanos Bezug; er war König, Ober-

priester und Prophet*); eine ähnliche, offenbar allgemein übliche Scheidung beinflußt Philon in dem Leben des Moses, wenn er auch aus anderen Gründen zugleich eine Vierteilung durchzuführen sucht.?) Die Vorstellung von Hermes als König oder Stellvertreter eines Königs scheint in Ägypten sehr alt®); sie muß, wie Philon von Byblos

1) Ein phönizischer „Asklepios“, der Züge des phrygischen Attis angenommen hat, begegnet bei Damaskios Bioc’Icıöupou PhotiusBibl. 3520 11 Bekker. — Zu der Angabe über Hermes bietet -ein Gegenstück Iulian bei Cyrill (Contra Tul. V 770 Migne, Neumann $. 193): &xoucı uev eimeiv kol Aiyumrioı map’ Eauroic drapıduo'uevor CopWv oUK ÖAlywv Övöuara, troAAoUC Ecynkevaı TOUC ano Tic "Epuod dıadoxfic, Epuod de Pnuı Tod Tplrou EToDd) Emporrncavroc th Alyıntw, Xakdaioı de kai Accbpıoı Tobc dm’ Qavvou kai BriAou. Der Zug des Hermes scheint später, als auch ein Apollonios die geheime Weisheit des Ostens erforschen mußte, die Gemüter ähnlich beschäftigt zu haben, wie einst der Zug des Osiris.

2) Sanguinetti, Journal asiatique ser. V tom. IV 9». 187. Es folgt eine Aufzählung der astrologischen Schriften des chaldäischen, von Adam stammenden Hermes. 3) D. G. 360.

4) B. I. 168: Tpla yoDv tü kparıcrelovra uövoc eixev, TV TE Apyiv TO EBvouc Kai Tv Apyıepweuvnv kai mpopnrelav. wWulkeı ap uurW TO daruöviov (— Ant. XII 299: cuvfv yäp abrü tö Beiov, vgl. ebenda 282).

5) Die Vierteilung begegnet in Buch II Anfang, III 23, De praem. et poen. 417 M. (Bacıkeuc, vouohernc, mpophrnc, üpxıepevc). Die Dreiteilung tritt besonders im Ende des ersten und Anfang des dritten Buches hervor. Daß Philon in seinem Moses-Bild fühlbar von dem des Hermes beeinflußt ist, habe ich Zwei religionsgesch. Fragen $. 102 zu zeigen versucht.

6) Vgl. die 8. 123 A. 3 mitgeteilte Inschrift aus dem Grabe Seti’s I.