Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

176 V. Ausbreitung der Hermetischen Literatur.

zeigt, in hellenistischer Zeit stark wieder aufgelebt sein. Die Ptolemäer haben tatsächlich als irdische Abbilder des Königs Hermes gelten wollen'), vielleicht, weil man zu aller Zeit dem ägyptischen Könige nachrühmte, daß seine Gebote unverbrüchlich seien wie die des Thot.

Es ist gewiß mehr, wenn Augustus, ihr Nachfolger, an der nördlichen Wand des Tempels von Dendera selbst als „Helmis Kaisar, Liebling des Ptah und der Isis“ dargestellt wird?), aber mehr als eine Steigerung vorhandener Ideen braucht nicht vorzuliegen. Daß der Begriff des cwrrip als des Lehrers mit der jüngeren HermesAnschauung eng verwachsen ist, zeigen die Hermetischen Schriften. Eine Einwirkung dieser Vorstellungen sahen wir im Poimandres. Aber auch die Vorstellungen von einem ßacılebc cwrip sind im Orient alt; auch an sie konnte und mußte der Hermeskult anschließen. Ihre bekannteste Ausbildung haben sie freilich in dem Kult des Osiris als Weltheiland gefunden, wie er sich uns in den alten Verkündigungen der Isis und der jungen Schrift Köpn xöcuou darstellt. Vom Himmel hernieder bringt er Ordnung und Frieden, Gesittung und richtige Gottesverehrung und steigt nach der diaköcuncıc wieder zum Himmel empor (den Schluß des Heilsberichts bildet wieder die Himmelfahrt). Aber auch König Hermes hat die Gerechtigkeit auf Erden begründet, auch er den Kult gelehrt, auch er durch seine Erfindungen den ßioc erst zum ßioc gemacht. Auch an ihn konnten, zumal in einer Zeit, deren Sehnen nach einer neuen dıaköcuncıc, nach Entsühnung von all dem Frevel und nach Frieden für den müden Erdkreis ging, die Vorstellungen vom Bacıkeüc cwriip schließen.

Daß es tatsächlich geschehen ist, zeigt uns vielleicht Horaz in den bekannten Versen:

sive mutata iuvenem figura ales in terris imitaris, almae filius Maiae, patiens vocari Caesaris ultor,

serus in caelum vedeas diuque laetus intersis populo Quirini, neve te nostris vitüs iniquum

1) Bergmann, Hieroglyphische Inschriften S. 36 und 49. 2) Krall, Wiener Studien V 315A.,