Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

Innerhalb des ſich ſo überaus weit ausdehnenden Geſchäftskreiſes der Geſandtſchaft Barthélemys entwickelte ſih nun auh von 1793 ab für Bacher ein neuer, genügend ſelbſtändiger und ſeinem Talent recht eigentlich angemeſſener Wirkungskreis. Barthélemy hatte für den Geheimdienſt, auf den die neue Art, auswärtige Beziehungen zu pflegen, in hohem Maße angewieſen war, keine Kraft zur Verfügung, mit der er perſönlich ſo gut ſtand und die zugleich ſo fleißig, jo vielſeitig in ihren Jntereſſen, jo geſchictt im Beſchaffen von tachrichten und in der Organiſation des Spionageweſens war. Führen wir den Vergleich Kauleks weiter, der in Hinſicht auf Barthélemy in keiner Weiſe übertrieben erſcheint, ſo können wir Bachers zukünftige Stellung in dem Notminiſteriuum Barthélemys mit der eines Reſſortchefs vergleichen, der die Abteilung für Südweſtdeutſchland dirigierte, wozu fih bald noch die ſr den Geheimdienſt der Rheinarmee geſellte.

Der Feldzug des Jahres 1792, der erſte des Krieges, hatte damit geendet, daß die Jnvaſion der Fremden zurückgeſchlagen worden war. Der Feldzug des neuen Jahres wurde unter dieſen Umſtänden ein Kampf um die Grenzen. Am Oberrhein war die Vorausſezung eines Erfolges, daß die Schweiz, vor allem der Kanton Baſel, unbedingt die Neutralität wahrte. Denn da der Strom zwiſchen den beiden feindlichen Armeen lag und ſchwer paſſierbar war, ſo befürchtete die franzöſiſche Kriegsleitung, daß die Öſterreicher ihn umgehen würden. Sie konnten dies beſonders leicht, da fie damals no< im Beſiß des linksrheiniſchen Fricttales waren, das bis in die allernächſte Nähe von Baſel reichte. Einer Überraſchung von hier aus ſchien man nur vorbeugen zu können, wenn man die Neutralität Baſels ſcharf überwachte. Damit wurde Bacher betraut und wiederholt — Mitte September, Anfang und Ende Oktober und Mitte November 1793 — nach Baſel geſandt und von dort weiter nah Hüningen zur franzöſiſchen Armee, um die kfommandierenden Generäle über die Lage in Baſel aufzuklären. ?) Der Kanton blieb neutral. Das Verdienſt Bachers darum wurde auch in fernſtehenden, aber unterrichteten Kreiſen anſcheinend als nicht unerheblich betrachtet, wie denn Reinhard in Karlsruhe Bacher deshalb ausdrücklich rühmte. 2) Frei= lih muß ihm ſehr zunuyze gekommen ſein, daß der Basler Kanzler Ochs aus Freundſchaft für Frankreich ebenfalls für die Neutralität wirkte. Darüber verbreitete ſich das Gerücht, daß die öſterreichiſche Armee den Übergang über den Rhein forcieren und hierbei die Neutralität des Basler Gebiets nicht achten werde. Bacher veranlaßte Rekognoszierungen und ermutigte auf deren Ergebnis hin die franzöſiſchen Generale: „On vous représente les Aut-

Ll . - fs 2 « 1792 C 428 ) Bacher an Deforgues. M. A. 6. September 1793, A. 8. 438 | Kaulek II,

438 "u "n UA _ Ir 1 . u 1 I I" E 9 34. Barthélemy an Deforgues. M. A., 9. September 1793. A. 8s. 438 | E

?) Kohl, Tagebu<h Schmerz”, 23.