Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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hängigkeit von Öſterreich fortbeſtand. Bei dem Rückzug der Öſterreicher vom Rhein hatten ſich Baden und Württemberg ihre Ruhe dur Sonderverträge mit den Franzoſen geſichert und ſich in den Pariſer Friedensverträgen vom Auguſt 1797 für ihre linksrheiniſchen Verluſte von Frankreich Entſchädi= gungen verſprechen laſſen. Auch in Bayern hatten die Landſtände, übrigens mit Einwilligung Karl Theodors, ihres Kurfürſten, mit Moreau, dem kommandierenden franzöſiſchen General, in Pfaffenhofen einen Vertrag abgeſchloſſen, und das Volk begrüßte in Moreau ſchon ſeinen Befreier. Dieſer Vertrag wurde jedoh wegen ſeiner harten Bedingungen von Karl Theodor nicht ratifiziert. Unterdeſſen überſhwemmten die Öſterreicher den ganzen Kreis mit ihren Truppen. Vor allem trafen ſie den Kurfürſten perſönlich durch die Einquartierung. Bacher erfuhr, daß der kaiſerliche Geſandte in Regensburg den Generaliſſimus Staader gebeten habe, fernere Klagen zu vermeiden, damit ſie niht im Reichstag zur Sprache gebracht würden, er möge die Kontribution auf die Nachbarkreiſe verteilen. Staader habe aber . geantwortet, daß dieſe, beſonders Schwaben ſhon ausgeſogen, auch die ſhwäbiſche Bevölkerung zu unruhig ſei.) Eine ähnliche Bitte des Geſandten an ſeinen Hof hatte keinen beſſeren Erfolg. Unter ſolchen Verhältniſſen verjagte die ganze Staatsmaſchine Bayerns allmählich ihren Dienſt. Der Kurſürſt hatte bisher zum Kaiſer gehalten. Jetzt beſann er ſich eines andern, zumal ſich die Nachricht verbreitete, Öſterreich bleibe in Bayern, weil es den bis zum Jun reichenden Teil des Landes von den Franzoſen als Entſchädigung zugeſtanden erhalten habe. Er wandte ſih der Politik ſeines Thronfolgers zu, des Herzogs Max Joſef von Zweibrücken, der der preußiſchfranzöſiſchen Richtung angehörte. Er berief ihn, wie den Prinzen Wilhelm von Birkenfeld nah München, um mit ihnen gemeinſam zu beraten. Zugleich beauftragte er ſeinen Vertreter in Regensburg, den Grafen Lerchenfeld, mit Bacher in nähere Beziehungen zu treten und durch ihn ein Reſkript an das Directoire exécutif gelangen zu laſſen. Der Kurfürſt hatte nämlich, als die Franzoſen das linke Rheinufer annektierten, einen Proteſt gegen die ' Beſezung ſeiner dort gelegenen Länder an alle Stände des Reiches und darunter au<h an den König von England als Kurfürſt von Hannover gerichtet. Die Franzoſen machten ihm den Vorwurf, er habe den König von England ins Reich ziehen wollen. Gegen dieſe Beſchuldigung verwahrte ſich der Kurfürſt nunmehr und ſuchte ſeine Handlungsweiſe als Wahrung ſeiner Intereſſen hinzuſtellen. Er hoffte auf die Gerechtigkeit der Republik bauen zu fönnen und erinnerte ſie an die von alters guten Beziehungen Bayerns zu Frankreich. Noch tat der Kurfürſt ein Übriges und ließ dieſe

!) Korreſpondenz zwiſchen Staader und dem Kaiſ. Miniſter, bei Bacher, 8 germinal Strbg. Kop. I, 143.