Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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Bachers Eifer wurde durch dieſe Lage auf eine harte Probe geſtellt. Paris ließ ihn anfangs ohne Jnſtruktion und verpflichtete ihn ſogar, jeden Anſchein zu vermeiden, als beeinfluſſe er die Mitglieder des Reichstags. Goerß verkehrte zwar in alter Freundſchaft mit ihm, vertrat aber in Regensburg mehr und mehr die Politik ſeiner Regierung, ſo daß Bacher, in deſſen politiſchem Glaubensbekenntnis das Zuſammenwirken mit Preußen der Hauptſaß war, in eine peinliche Lage geriet. Der Reichstag konnte ſi, wie zu erwarten war, nicht über die zu unternehmenden Schritte einigen. „Es iſt wohl ſelten eine reichstäglihe Beratung angeſtellt worden, bei welcher jo viele verſchiedene Anſichten und Meinungen aufgeſtellt worden wären, wie bei dieſer“, ſchreibt Reuß 1801 in der „Staatskanzlei“. Alſo bat der Reichstag den Kaiſer um einen Vorſchlag, um auf ihn die Verantwortung für den erſten Schritt abzuwälzen. Am 1. Juli wurde ihm die kaiſerliche Antwort übermittelt; auh Bacher erhielt amtlich durch den öſterreichiſchen Cokommiſſar Kenntnis von ihr. Der Kaiſer lehnte ab, in die Sache ſelbſt einzutreten, ehe ſich der Reichstag nicht ſelbſt über das ihm genehme Beratungsverfahren erflärt habe; au<h machte er darauf aufmerkſam, daß die Franzoſen diesmal ebenſo wie in Raſtatt auf Grund beſchränkter Vollmachten (wie es die der Reichstagsmitglieder waren, dem Charakter des Reichstags als eines Geſandtenkongreſſes gemäß) nicht verhandeln würden. Bacher, !) indem er die taijerliche Antwort nah Paris mitteilte, bezeichnete ſie als einen Verſhleppungsverſuh. Der preußiſche Miniſter beurteile ſie ebenſo. Öſterreich: erſtrebe, daß der Reichstag dem Kaiſer die unbeſchränkte Vollmacht zur Verhandlung mit Frankreih und den anderen Regierungen erteile. Preußen, beunruhigt, ob nicht geheime Abmachungen zwiſchen Öſterreih und Frankreich über die Säkulariſation vorlägen, dränge darauf, daß der Kaiſer ſie dem Reichstage kundgebe.

Da der Direktorialgeſandte Steigenteſh erkrankte, konnte das faiſerliche Dekret nicht in Beratung genommen werden. Bacher benußte die Zeit, um einen Sammelbericht über die allgemeine Meinung und beſonders über die Wünſche und Hoffnungen der Einzelſtaaten anzufertigen. ?) Die Stagnation am Reichstage ſchien ihm bedenkli<h zu werden; er bat ſeine Miniſter, daß Frankreich eingreifen möge. Doch die allmähliche Geneſung des Direktorialgeſandten brachte wieder Leben in den Reichstag. Am 21. Juli machte er dem Reichstage über das zu wählende Beratungsverfahren drei Vorſchläge, worüber ſich die Mitglieder Inſtruktion einholen ſollten. Er zielte, wie Bacher meldete,®) darauf, daß eine Reichsdeputation ernannt werde. Am 26. Juli gab Hügel in Gegenwart des öſterreichiſchen Geſandten Colloredo

1) Bacher an M. d. A. 13. messiìdor IX.

?) Bacher an M. d. A. 20. messidor IX. ?) Bacher an M. d. A. 8. thermidor IX.