Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

BE

Bacher ein Memorandum ſeiner Regierung zu leſen, worin die drei Vorſ<läge Steigenteſchs näher erläutert wurden: 1. Beratung der Entſchädigungen dur den Reichstag ſelbſt, Ratifikation dur den Kaiſer; 2. Beratung durch eine außerordentliche Reichsdeputation wie. in Raſtatt; 3. unumſchränfkte Handlungsvollmacht füc den Kaiſer. Hügel erklärte ſih mit Colloredo für beauftragt, mit Bacher zu beraten und alles daran zu ſeen, um die Verhandlungen zu beſchleunigen. Das franzöſiſche Gouvernement könnte zwiſchen den vorgeſchlagenen Wegen wählen, dann würden er und Colloredo das Jhre tun, um in höchſtens aht Tagen na< der Protokolleröffnung ein Concluſum des Reichstags im Sinne der franzöſiſchen Entſcheidung herbei=zuführen. Bacher verſtand die Andeutungen der beiden Miniſter dahin, daß Oſterreich es gerne ſehen würde, wenn Frankreich in Regensburg erkläre, die Jndemniſationsangelegenheit ſei zur perſönlicher Streitigkeit zwiſchen Preußen und Öſterreich herabgeſunken, und man habe das Reichsintereſſe außer acht gelaſſen, um den Parteihader im Reich von neuem zu ſchüren. Schließlich ſagte Hügel offen heraus, daß ihm der einzig richtige Weg die Übertragung der unumſchränkten Vollmacht an den Kaiſer ſei, der ſich ſeinerſeits am beſten mit Frankreich über die Streitfragen einigen könnte. Eine Verhandlung im Reichstag würde endlos werden, und für den zweiten Modus gäbe Raſtatt ein abſchre>endes Beiſpiel. Dem Bericht über dieſe Unterredung fügte Bacher noch hinzu, daß Öſterreich für die Übertragung der Vollmacht an den Kaiſer bereits Stimmen im Reichstage geworben habe. !)

Gewiſſermaßen als Antwort auf dieſe Eröffnungen teilte Bacher, wozu er auf ſeine frühere Bitte hin den Auftrag ſeiner Regierung erhalten hatte, am 29. Juli dem Reichstage mit, daß Frankreich über den Verlauf der langwierigen Verhandlungen beſorgt ſei; es habe an der völligen und prompten Ausführung des Art. VII des Luneviller Friedens ein reges Jutereſſe und dürfe ſich gegenüber den zu entſchädigenden Fürſten nicht indifferent verhalten, da es ihre Lage nur dur<h möglichſt raſhes Handeln beſſern könnte. Öſterreich erklärte ſofort, daß es ebenſowenig im Intereſſe des Kaiſers liege, die Angelegenheit hinauszuſchieben.?) Die Geſandten von Preußen, Bayern, der beiden Heſſen, Württembergs und Badens dankten Bacher privatim für die Aufmerkſamkeit der Republik, aber auh die an den Entſchädigungen Unbeteiligten zeigten ſich über das Intereſſe Frankreichs entzü>t, und nun ſprachen auh Mitglieder des Reichstags den Wunſch aus, Frankreich ſolle zu erkennen geben, welches Beratungsverfahren ihm angenehm ſei. ®)

Die Angelegenheit ſchien jezt um ſo mehr Ausſicht zu haben, von der Stelle zu kommen, als der preußiſche Geſandte Bacher am 5. Auguſt mit-

9 Bacher an M. d. A. 8. lhermidor IX.

?) Bacher an M. d. A. 11. thermidor IX,

?) Bacher an M. d. A. 13. thermidor IX.