Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

teilte, daß der öſterreichiſche Geſandte in Berlin, Graf Stadion, Preußen eine freundſchaftliche Eröffnung über die Etablierung Toskanas gemacht habe. Der Großherzog ſolle in Paſſau, Salzburg und Berchtesgaden entſchädigt werden. Für Preußen käme alſo nur noch die Lokaliſierung ſeiner eigenen Entſchädigungen und die des Oraniers in Betracht. Die Schwierigkeiten zwiſchen den beiden Höfen ſchienen ſo gut wie beſeitigt. Der Geſandte führte weiter aus: Preußen habe keine Sorge, auf irgend eine Art werde die Säkulariſation erfolgen; falls aber Frankreich fein Jntereſſe an der Art der Ausführung zeige, werde es dazu fommen, daß der Kaiſer die unumſchränkte Vollmacht erhalte. !) Am 14. Auguſt erſchien Goery abermals bei Bacher und unterrichtete ihn, daß er Weiſung erhalten habe, nicht vor der zweitfolgenden Sitzung zu votieren. Er verſicherte, daß das gute Einvernehmen zwiſchen Berlin und Wien fortbeſtehe. Der Kaiſer habe Preußen angeboten, daß er, wenn der Reichstag ihm die unumſchränkte Vollmacht erteile, nichts ohne Preußen unternehmen wolle. Darauf ſei Preußen jedo<h nicht eingegangen, weil es eine Deputation wünſche, beſtehend aus Öſterreich, Brandenburg (Magdeburg), Bayern, Heſſen-Kaſſel, Württemberg, Baden und den nichtgeiſtlichen Staaten, die der Reichstag für paſſend halte. ?)

Bacher hielt es unter dieſen Umſtänden für das richtigſte, die Herbeiführung eines Konkluſums auf dem Reichstage möglichſt zu befördern, damit Öſterreich keine Zeit erhielte, ſich weitere Stimmen zu verſchaffen. Talleyrand hatte ſchon unter dem 25. Juni ihn angewieſen, ®) ſich mit dem preußiſchen Geſandten über ein gemeinſames Verlangen beim Reichstage zu verſtändigen, daß, wo Neuwahlen von geiſtlichen Fürſten nötig geworden waren, oder nötig würden, ſie bis zur Erledigung der Entſchädigungsfrage aufzuſchieben ſeien. Jetzt erfuhr er, daß eine ſolche Neuwahl in Köln und Münſter anberaumt ſei. *) Goerß wurde von Berlin befohlen, in Regensburg dagegen öffentlich zu proteſtieren. Bacher aber wiegelte ab, um zunächſt das Konkluſum in Sicherheit zu bringen. Er lud Goerß und Hügel zu gemeinſamen Konferenzen; es wurde ihm verſprochen, daß beide ihre Vota über das einzuſchlagende Beratungsverfahren abgeben würden, ſobald Stadions Miſſion in Berlin beendet ſei. Davon hatte Bacher niht viel. Schon bald bat er Talleyrand um die Erlaubnis, ſie zu größerem Eifer anſpornen zu dürfen. Nach und nah wurden die Stimmen im Reichstage abgegeben und es ſchien, als ob eine Majorität für den Kaiſer zuſtande kommen ſollte.

1) Bacher an M. d. A. 18. thermidor IX.

2?) Bacher an M. d. A. 27. thermidor IX.

3) M. d. A. an Bacher 6. messidor IX.

*) Vgl. hierzn Häuſſer, Deutſche Geſchichte 2, 364, Ranke, Denkwürdigkeiten des Staatsfkanzlers, Fürſten v. Hardenberg 1. S. 438. Baillieu, RN. u. Frkr. 11. wiederholt.