Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)
SN EROL EL
lih zu erkennen gegeben. Um ſo angeſehener werde bei ihr Öſterreich. Es ſuche daraufhin den Verluſt an kaiſerlicher Macht, den es durch die Säkulariſation der geiſtlichen Gebiete erleiden müſſe, auf die Weiſe zu retten, daß es ſih bemühe, allerorts Erzherzöge zu Koadjutoren der größeren Bistümer wählen zu laſſen. Bacher berichtet, daß Graf Schlitz, öſterreichiſcher Geſandter bei Kurmainz, beauftragt worden jei, dem Mainzer Erzbiſchof dieſen Plan bezüglich ſeines Landes nahe zu legen. Auf Trier glaubte man ſchon ſicher zählen zu dürfen; in Köln-Münſter ſei Erzherzog Anton gewählt. Auf dieſe Weiſe hätte Öſterreich die drei geiſtlichen Kurfürſtentümer in der Hand, außerdem die Entſchädigung für Toskana und Modena, ſo daß es den Anſchein habe, als ob , Öſterreich der Univerſalerbe der geiſtlichen Staaten werden jollte.“") Bacher gab an, von dem, was in den Kabinetten der Geiſtlichen vorgehe, unmittelbar Nachricht erhalten zu haben. Der Wiener Hof habe ihnen auh mitgeteilt, ſie könnten über ihr Los beruhigt ſein; die jezigen Titulare würden ſicher bis zu ihrem Tode in ihren Stellungen bleiben. Öſterreich habe eine ganze Reihe von Schwierigkeiten auf Lager, durch deren Geltendmachung es die Verhandlungen der Deputation aufzuhalten und die Operation der Entſchädigungen ſo zu verwi>eln vermöge, daß in 20 Jahren noh fein Reſultat zu erwarten ſei. Die Wahl zu Münſter habe natürlich dieſe Jnſinuationen bekräftigt und die Biſchöfe faßten immer größeres Vertrauen zu Öſterreich.?) Als Gegenmittel {lug Bacher ſeiner Regierung vor: die Mächte ſollten erklären, daß alle Mitglieder von Kapiteln oder geiſtlichen Korporationen, die an Neuwahlen teilnähmen, aller Rechte auf eine Penſion verluſtig gingen.*?) Für noh praktiſcher erklärte er freilich immer wieder eine Truppendemonſtration Preußens und Frankreichs mit einigen Armeekorps, die hinterher zugleich als Säkulariſations-Exefutionsarmee dienen könnten.
Gegen Ende September und im Oktober ſchien es, als ob es doh noch zwiſchen Wien und Berlin tatſächlich zum offenen Bruch kommen wollte. Man hatte von Berlin aus Goertz bittere Vorwürfe gemacht, weil er ſich Öſterreich zu ſehr genähert habe. Es hätte genügt, ſo hielt man ihm vor, den Eintritt des Deutſch-Ordens in die Deputation zuzugeſtehen; daß er auh noh Sachſen und Mainz von katholiſcher Seite hineingelaſſen habe, ſei verfehlt. Der König ſchrieb Goery ganz im Beſfehlstone vor, es nicht zuzulaſſen, daß überdies auch noch ein Kaiſerlicher Bevollmächtigter bei der Deputation ſei; im Weigerungsfalle ſolle er jede Beziehung mit den Öſterreichern abbrechen. Dieſe Haltung entſprach ganz Bachers Meinung. Er hielt einen Bruch für das einzige Mittel, mit der Verteilung der Entſchädi=
9 Bacher an M. d. A. 1. vendémiaire X.
2?) Bacher an M. d. A. 12. vendémiare X. 3) Bacher an M. d. A. 5. vendémiaire X.