Zur Parallele der russischen Kriegsführung von 1812 und 1915 : Nachtrag zu dessen Denkschrift: "Über den Einfluss Ludwig v. Wolzogens auf die russischen Kriegsführung von 1812" von 1912

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3. Alle eigentlichen Ruſſen, darunter au ſolche deutſcher Abſtammung, das Heer, der Adel, das geſamte Volk Rußlands (nicht aber Alexander), waren voll Angriffsluſt und deshalb voll Haß und Empörung gegen die „Deutſchen“ — Barklay, Phull und Wolzogen, — #9 daß Alexander, obwohl er die Ungerechtigkeit und Torheit dieſes Haſſes kannte, ſi<h doh zum Widerſtand zu ſchwach fühlte und ſich vor dieſer allgemeinen Stimmung ſoweit beugte, daß er den General von Phull, nachdem das Heer am 11. Juli im Lager von Driſſa angekommen war, gar nicht mehr zu konſultieren wagte (Wolzogen, Mem., S. 1083) und am 26. Auguſt den ihm ſelbſt unſympathiſchen Kutuſoff an die Stelle Barklays zum Oberkommandierenden ernannte. Gegen Wolzogen wäre wohl ein Todesurteil wegen Verrats in ungere<teſter Weiſe gefällt worden, wenn dies nicht Alexander zu ſehr gegen die Überzeugung gegangen und er in dieſer niht no< dur< Miniſter v. Stein befräftigt worden wäre.

4. Die Verbrennung Moskaus war zwar unnötig, aber vom Gouverneur Grafen Roſtopſchin planmäßig ins Werk geſeßt worden, ſomit auh das unendliche Elend, welches die ausgetriebenen etwa 270 000 Einwohner erleiden mußten.

5. Der jebßige Rückzug der Ruſſen iſt durchaus fein freiwilliger. Welches ihre Abſichten waren, hat die frühere Drohung der Ententepreſſe mit der Dampfwalze und die barbariſche Verheerung eines Teils von Oſtpreußen gezeigt. Lediglich die gewaltige deutſche Strategie, verkörpert hauptſähli<h in Hindenburg, in Verbindung mit dem unübertreffli<h großartigen Geiſt unſeres herrlichen Heeres und des ganzen deutſchen Volfes, der lange eingeführten Organiſation der Volkstätigkeit und einigen anderen Faktoren, iſt es, welche den Ruſſen den fortdauernden Rückzug mit ſtarken Schlägen gegen erbitterten Widerſtand mit Gottes gnädiger Hilfe aufgezwungen hat, während ſie beſtändig von kommender Offenſive ſprachen.

6. An der Parallele der ruſſiſchen Kriegsführung von 1812 und 1914/15 iſ aber zutreffend und in die Augen ſpringend einmal die Tapferkeit und Blindheit, mit welcher ſi< die ruſſiſhen Maſſen in den Tod treiben