Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Monte Sella weiter fort, deſſen Sattel, gegenüber dem Meerbuſen von Cattaro, wir in furzer Zeit erreihten. Wie auf einen paradieſiſchen Garten ſahen wir aus dem wilden Montenegro, das wir in wenigen Minuten verlaſſen ſollten, auf die reizenden Umgebungen der Bocca hinab. Die Zickza> Wege der montenegriniſchen Kunſtſtraße ſ{hlängelten ſih an den ſteilen Abhängen zahlreih hinab; wir paſſirten das früher {hon erwähnte, von der Kuppe des Lovchien niederſtürzende Quellwaſſer und gelangten an den Grenzſtein. Der nächſte Schritt führte mich aus Montenegro nach Oeſterreich.

Auffallend contraſtirte der neu beginnende Weg mit der montenegriniſchen Kunſtſtraße. Jc erinnere an die frühere Schilderung des Pfades von Cattaro nah Montenegro, und bemerke nur, daß uns das Hinabſteigen von den Bergen, wie es gewöhnlich zu ſein pflegt, ſo auh auf dieſem Wege noch {hwieriger, als das Hinaufſteigen war, und daß ih mit verwundeten Füßen in Cattaro anlangte. Uebrigens ſoll für den Bau einer Landſtraße, wie ih in Cattaro ſpäter erfuhr, bereits von der öſterreichiſchen Regierung eine anſehnliche Geldſumme bewilligt ſein, ſo daß demnach ſpätere Reiſende bequemer nach Montenegro gelangen zu können hoffen dürfen. Nachdem wir vor einem Wirthshauſe in Scagliari, bis wohin uns die dalmatiniſche Sonne ſchon wieder getro>net hatte, noch einige Augenbli>e Halt gemacht, und uns von den kenntlihſten Spuren unſerer regnigten Wanderſchaft gereinigt hatten, trafen wir etwa Nachmittags zwiſchen drei und vier Uhr in der öſterreichiſchen Kreisſtadt ein. Petrarca, Spiro und ſein Sohn, begleiteten das vor dem Thore Cattaros angehaltene Gepäke nach der Mauch; ich ſelbſt aber ſuchte das Häuschen meines Wirths Shaicro auf, den ih, ſchon vor der Thüre auf der Straße ihm begegnend, durh meine plöbliche Ankunſt überraſchte. Von der Mauth zurückgekehrt, wurden die Maulthiere von ihrer Bürde befreit, und Spiro , ſein Sohn, wie auh Petrarca, für ihre treuen Dienſte belohnt, entlaſſen. Hiemit war meine Reiſe nach Montenegro beendigt.