Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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wax daher dieſer Umſtand: peinlich, umſomehr, als jeder von Beiden mit vielen Bitten in mich drang, ihn für meine Reiſe zu erwählen. Die philologiſche: Prüfung, welche Herr Marichich zu übernehmen die Güte hatte, fiel für Pietro, der zwar italieniſch, aber nur ſehr wenig deutſch und illyriſh ſprechen fonnte, nicht befriedigend aus, doch tróſtete ih mich, daß er durch einige Ue: bung wenigſtens ſo viel der illyriſchen Sprache würde gewachſen werden, als für unſere Wanderung in Montenegro nöthig ſei; auh mochte ih ihn ungern abweiſen, da ſeine Redlichkeit mit unverkennbaren Zügen auf ſeinem ehrlichen Geſichte ausgeprägt war. Seinem Kameraden erlebte ih den ihm Nachmittags verlorengegangenen Erwerb bei den Feſtungsarbeiten, . mit ihm aber begab ih mich ans Land um die erkundigte Wohnung aufzuſuchen und definitiv über die Zuſage des Wirths Beſcheid zu hören.

Anton Shaicro, ſo hieß mein Wirth, ein Böttiger des Orts, hatte die Freundlichkeit mich aufzunehmen und mir ſein eigenes von ihm und ſeiner Frau bewohntes Zimmer abzutreten. Die Redlichkeit, die aus ſeinen, wie aus ſeiner Frau Augen ſprah und die Gutmüthigkeit, welche in ihrem ganzen Weſen lag, erwe>ten bei mir ſogleich Vertrauen, welches die gute Frau im erſten Augenbli>e noh dadurch befeſtigte, daß ſie bei meinem Anerbieten des ſonſt gewöhnlichen Handgeldes, mit dem Finger auf ihre Zunge zeigend andeutete, wie mein Wort ihr hinreichend ſei. Jn einige Verlegenheit gerieth ich jedoh, als ih mich vorläufig nah einem paſſenden Pláge für meine Papiere umſah, weil eine Menge Seidenraupen auf den mit Ziegeln ausgelegten Boden von ihren Blätterlagern hinabgefallen und überallhin gekrochen war. Auch dieſe ihre Lieblinge verſprach die Wirthin anderweitig unterzubringen, und durch gehörige Lüftung die ſtarke Ausdünſtung der friſchen Maulbeerbaumblätter, von welchen ih Kopfſchmerzen beſorgte, zu entfeénen, Hierauf kehrte ih mit Pietro an Bord des Mitrowsky zurü>, um meine Sachen auszuſchiſſen, Luca, der kleine Sohn Shaicro's begleitete uns, theils um die Einrichtung eines Dampfbootes fennen zu lernen, theils beim Transporte behülflih zu ſein.

Etwa um die fünfte Stunde war ih mit meinem Ueberzuge in die neue Wohnung fertig geworden und ſaß ſinnend