Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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ſaubere Wirt für uns ein paar friſ<h gefangene Fiſche ſehr ſhmacthaft zubereitete. y Hier fiel uns beſonders wieder die Furcht der Albaneſen vor dem „böſen Bli> (mal’oggio) auf, der ‘beſonders kleinen Kindern und den Tieren gefährlich ſein foll. Die Kleinen des Hanſchiß, die uns ſcheu umkreiſten, hatten fleine Medaillen als Amulette am Haarſchopf über der Stirne befeſtigt. Die Saumtiere \{hüßzt man gegen den „böſen Blick“ dur<h eine am Halfier befeſtigte große blaue Gla3perle. Vielfa<h malen die Mohammedaner ihren Kindern au< einen Halbmond oder einen Ring, die Chriſten aber ein Kreuz auf die Naſenwurzel; in manchen Gegenden wird dieſes Schußzeichen gegen das in der ganzen \ Levante gefürchtete böſe Auge ſogar den Kindern ein| tätowiert. Jn Albanien muß man wiſſen, daß der Al| baneſe es niht gerne hat, wenn man mit den Kindern '* freundlih iſt, oder wenn man Kinder, Haustiere oder ſelbſt lebloſe Sachen lobt; dem Gelobten könnte daraus ſehr | leiht der Tod oder ſonſt irgend ein Schaden werden. Wenn man ein Kind oder ſonſt irgend etwas genauer anſehen will, ohne Unzufriedenheit zu erregen, ſo tue man, als ob man es gelinde anſpu>en wollte; ſolhes Anſpucen iſt noh beſſer gegen den „böſen Blik“ wie eine ſonſt auh ſehr vorzügliche Knoblauchwurzel. So wie an den „böſen Bli“, glaubt der Albaneſe an eine ganze Reihe anderer „Vorbedeutungen“. Der erſte September wird als Jahre8anfang betrachtet. Jedes gute oder \{limme Ereignis dieſes Tages wird als Vorbedeutung für das ganze Jahr angeſehen. In der Zeit zwiſchen dem 15. November bis zum 6. Jänner, Theophania, an welchem Tage in der griechiz ſchen Kirche die Waſſer eingeſegnet werden, haben die böſen Geiſter beſondere Gewalt, es iſt dies ihre Shwärme-= zeit, und dieſer Karneval wird immer rauſchender, je