Archiv für slavische Philologie : Jovanović, »La Guzla« de Prosp. Mérimée
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Kritischer Anzeiger.
Jov. 5.310: »Le nom de vampyre, quoique d’origine incertaine [Unter der Linie: Probablement emprunté au turc septentrional über, sorcier. (Miklosich, Etymologisches Wörterbuch der slavischen Sprachen, Vienne, 1886, p. 374 et suiv.). En serbe vampiv, en polonais upior.} passa, vers 1730, de la langue serbe dans toutes les langues européennes,.. «
Hock, S. 55: »... im serbischen lautet es BAMUIIP. Das entspricht dem polnischen Ausdrucküpior. Bedeutung und Etymologie des gemeinslavischen Wortes ist nicht ganz klar; Miklosich (Etymologisches Wb. der slav. Sprachen, Wien 1886 , S. 374 f.) möchte es von dem nordtürkischen über (Hexe) ableiten.
Abgesehen davon, daß ein Slave slavische Quellen nicht nach einem Deutschen, der das Slavische nicht beherrscht, zitieren sollte (übrigens ist die Etymologie vampyr aus übçr überwunden), solche augenscheinliche Entlehnungen müssen doch vermerkt werden. Das folgende allerdings (in den ersten Zeilen auf S. 311): »(On avait parlé) .... de vroucolaques grecs, des Toten et des Blutsauger de Silésie et de Bohème, ..könnte nicht als Zitat aus Hock gelten, trotzdem es auch derselben Quelle entstammt (s. Hock 33 u. weiter) ; hier liegen Mißverständnisse vor, die auf oberflächliches Durchsehen oder nicht genügendes Verständnis des deutschen Textes zurückzuführen sind. 810ß die längere Anmerkung unter der Linie, in der für »vroucolaques< (bei Hock »Broukolaken«) französische Schriften und Schriftsteller angeführt werden, ist genau (nur Tournefort wird nach einer Lyoner Ausgabe vor 1717 zitiert) aus zwei Fußnoten bei Hock (S. 35, Anm. 3, und S. 37, Anm. 4) gekürzt und zusammengesetzt; ohne Quellenangabe. So geht es durch den ganzen Abschnitt : Die folgenden Vampyrgeschichten (»La Guzla« S. 311—314), die aus Serbien und von Serben bewohnten Gegenden stammen, und in denen die Eigennamen von Herrn Jov. der serbischen Aussprache angepaßt wurden, stammen ebenfalls aus Hock (S. 37—39). Die erste Begebenheit, über Peter Blagojevic aus Kissilowo, entnahm Hock dem Wiener Diarium von 1725. Jov. begnügt sich damit, diese Quelle anzuführen, als ob er unmittelbar aus ihr geschöpft hätte. Neben ihr steht noch, in seiner Fußnote, als Quelle: »Entsetzliche Begebenheit, Iwelche” sieh in dem DorffKisolava etc. Vienne 1725«; dies ist jedoch nur eines der Fliegenden Blätter, die die Geschichte von Kissilowo hervorgerufen hat (bei Hock, 8.37. Anm. 5, nach der Zeitschrift »Austria< (von 1843, angeführt). Die Begebenheit selbst ist hier frei, mit einigen Kürzungen und kleineren Mißverständnissen wiedergegeben. So z. B. bei
Hock S. 37 : . . . Das Weib des Vampyrs verließ das Dorf, da ihr Mann zu ihr gekommen war, und seine Schuhe verlangt hatte.
Jov. S. 311 : ... Le neuvième jour, la femme du vampire raconta que la nuit précédente Pierre Blagôyévitch lui était apparu et lui avait demandé ses souliers.