Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

98 Klippen des Glüds.

da wurxde er dur< ein Klopfen an der Thüre geſtört, auf fein „Herein“ trat ein hübſcher junger Mann in's Zim=mer, der mit einem ſchnellen Bli> Egon’s ſonderbare “ Geſtalt muſterte. Ein eigenthümliches Lächeln umſpielte ſeinen feingeſhnittenen Mund, als er mit Leichter Ver= beugung ſagte:

„Jh erlaube mir, mi Jhnen vorzuſtellen, Herr Kan= didat. Mein Name iſt Storting. Fräulein Lieëchen ſchid>t mi zu Zhnen. Sie kennen wohl den Zwe> meines Be= ſuches und ih habe kaum nöthig zu bemerken, daß ih mit Vergnügen bereit bin, Jhnen zu dienen. Jch bin mit Garderobe reich ausgeſtattet und kann Jhnen ohne Unbequemlichkeit aushelfen, bis Sie ſih ſelbſt neu equivitt Haben.“

Das freimüthige, freundliche Anerbieten des jungen Mannes brachte Egon auf's Neue in Verlegenheit, er fühlte den brennenden Wunſch, es anzunehmen, aber doh ſchämte er fich, eine ſolche Gefälligkeit von einem Fremden ſich er= weiſen zu laſſen. Die kräftige, ſtattliche Geſtalt des Herrn Storting glich der ſeinigen, Fräulein Lieschen hatte mit ſcharfen Bli>en erkannt, daß Storting's Ro> ihm ſicher paſſen würde; aber auf die Gefälligkeit eines Fremden an= gewieſen zu ſein, war doch ein re<t drüdtendes Gefühl.

„Jch weiß nicht, ob ih JFhr ausnehmend freundliches Anexrbieten, für welches ih Jhnen herzlich danke, annehmen darf,” ſagte er zögernd. ö

„Natixlich müſſen Sie es annehmen,“ erwiederte Stor= ting. lachend. „Fräulein Lieschen wünſcht es, und dies iſt, wie Sie bald genug erkennen werden, wenn Sie erſt einige