Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Slrecfuß. 103

Tehrte er freundlih, mit ſeinen Wirthſchaftsbeamten ſelbſt freundſchaftlich, ex behandelte dieſe faſt als gleichberechtigte Hauz3genoſfſen, zog ſie zur Tafel und oft au< Abends in ſeinen Familienkreis, ganz aber vernachläſſigte er die Form doh nicht. Wenn die Jnſpektoren zur Mittagstafel oder Abends in den Salon zum Thee kamen, erſchienen ſie ſtets in einfachem Geſellſchaftsanzuge; es war ihnen dies nicht ausdrüd>lih vorgeſchrieben, aber ſie wußten, daß Herr und Frau v. Oſternau es wünſchten, und richteten fich deéhalb ſtreng nach der eingeführten Hausregel.

Mit dem Glotenſchlag drei Uhx begann im Speiſeſaal die Mittagstafel, Herr v. Oſternau verlangte die höchſte Pünktlichkeit von ſeinen Hausgenoſſen, er ſelbſt pflegte ſchon eine halbe Stunde vorher im Speiſeſaal zu erſcheinen und in dem großen Saal, an deſſen einem Ende die kleine Tafel ſtand, auf und nieder zu þromeniren ; er liebte es, wenn dabei die Mitglieder ſeiner Familie ihm Geſellſchaft leiſteten. Die Halbe Stunde vor der Mittagstafel war für ihn die angenehmſte Plauderſtunde mit ſeinen Kindexn; meiſt führte er, wenn ex im Saal auf und nieder ſchritt, Fribchen an der linken Hand, während Lieschen an ſeinem rechten Arm hing. Frau v. Oſternau wandelte gewöhnli<h allein hinter dem Gatten und den Kindern eifrig ſtri>end her, denn ihren geliebten Strifſtrumpf ließ ſie nux un= gern aus der Hand; hatte der Vetter Albrecht, dex Lieute= nant, Zeit und Luſt, ebenfalls ſchon eine halbe Stunde vor der Zafel im Speiſeſaal zu erſcheinen, dann begleitete er Frau v. Oſternau während der Zimmexwanderung.

Nach Tiſh wurde dex Kaffee in dem neben dem Speiſe=