Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Streckfuß. 105

beaufſichtigte auf der Oſterwieſe die Arbeiter und hatte melden laſſen, daß ex heute gar nicht zur Tafel erſcheinen verde; der zweite Juſpeltor, Herr Storting, war eifrig thätig, um für die Unterbringung des Heues, deſſen Einfuhr um ein Uhr Mittags begonnen hatte, auf dem Boden des Schafſtalles zu ſorgen, da meinte der Herr Ober= inſpektor niht nöthig zu haben, fich bei dex großen Hibe au< no< anzuſtrengen. Ex hatte von zwölf bis halb drei Uhr ein Vormittagsſchläfchen gehalten und erwartete nun in dem fühlen luftigen Speiſeſaal den Vetter.

Ex hatte nicht lange zu warten; mit gewohnter PBünkt= lichfeit erſchienen Herr und Frau v. Oſternau, eine Minute ſpäter ſtürmte Frißchen herein und glei darauf kam au Lieschen, um ſi<h an den Arm des Vaters zu hängen und dieſen bei der ſhon begonnenen Ziummerpromenade zu bez gleiten; den Vetter Albrecht begrüßte ſie, bei dieſem vor= beihuſchend, mit einem ſchelmiſchen Lächeln und der ſpötti= ſchen Frage: „Biſt Du ſc{hon wieder munter, Vetter? Hoffentlich iſt Dir das Schläfchen gut bekommen ?“

„Weshalb glaubſt Du, daß ih geſchlafen habe ?“ fragte Albrecht ärgerlich; er ſah es nicht gern, daß Licschen ihn verrieth. Wie gütig und nachſichtig der Majoratsherx auh ivar, einen ni<t ganz freundlichen Bli hatte er doh für den Oberinſpektor dafür, daß dieſer an einem Arbeitstage wie der heutige, die foſtbare Zeit verwandte, um ſchon vox Mittag zu ſ<lafen. Ss

„Willſt Du es etwa leugnen, Vetter Albrecht 2 ex= wiederte Lieschen lachend. „Verſuche es nicht, es gelingt Dix doh niht. Als ih vor Deiner Schlafzimmerthür