Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

106 Klippen des Glüds,

war, habe i< Dich ſo laut und köſtlich in den tiefſten und in den höchſten Tönen ſchnarchen hören, daß i< fogar einen Moment ſtehen geblieben bin, um zu lauſchen. Es war eine wunderbare Muſik! Wenn Du auch fonſt niht muſfi= faliſ< biſt, in der Shnar<hmuſik leiſteſt Du Unglaubliches!“

„Du warſt vor meiner Schlafſtubenthüre? Was wollteſt Du von mix?“

Lieschen ſchaute ſich ſpöttiſch nah dem Vetter um, der faum ein paar Schritte hinter ihr ging.

„Du bildeſt Dir wohl gar ein, ih hätte Dich beſuchen wollen? Nein, Vetter Albre<ht, mein Beſuch galt einem Würdigeren, unſerem neuen Kandidaten. Was ſchauſt Du mich denn ſo verwundert an? Ah, ich begreife, Du weißt no< gar nicht, daß wix einen neuen Hausgenoſſen bekommen haben; Du haſt ſanft geſchlafen und dabei reizend geſ<hnar<t, während der Kandidat in ſeine Zimmer, die neben den Deinigen liegen, eingezogen iſt. Willſt Du jeßt noh leugnen, daß Du geſchlafen haſt ?"

Albrecht war einer Antwort wegen 1n Verlegenheit, es war ihm daher ganz angenehm, daß Herr v. Oſternau ſich zu Lies<hen wendete und ſie fragte:

„Du haſt den Kandidaten auf ſeinem Zimmer auf geſucht 2“

„Natürlich, Papa. Jh wax ſchre>lih neugierig, ihn zu ſehen.“

„Und wie gefällt er Dir?“ fragte Herr v. Oſternau lächelnd.

„Weißt Du, Papa, darüber denke ih ſchon ſeit einer Stunde nach und kann nicht daraus klug werden.“