Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

112 __ Auf der Hochzeitsreiſe.

gnügen, auf das ih zum zweiten Male gern verzichte dann kehrte ih na< Berlin zurü> und wurde in die diplomatiſche Carrière hineingeſtoßen. Hineingeſtoßen, Freund, denn ih ſelbſt wäre eigentlich lieber Herr meines Willens geblieben. Da aber alle Welt behauptete, ih müßte wieder irgend etwas Vernünftiges beginnen, wenn ih nicht no< mehr verbummeln wollte, fo ließ i< mix ſhließli< gefallen, daß der Miniſter v. Pattow, der in timſte Freund meines ſeligen Vaters, ſih für mich ver= wandte. J< fam zuerſt nah Konſtantinopel, dann na< Smyrna — und ſo habe ih mi< dur<diplomatiſirt, bis ih jeht in der tuneſiſhen Hauptſtadt etwas feſter Poſto gefaßt habe. Jh hoffe, Du wirſt mich ſpäter einmal bez ſuchen; freie Zeit zu hübſchen Exkurſionen habe ih über und über. Du liebſt ja auh die Jagd — o, und ich kannt Dix verſichern, es macht doh mehr Spaß, einen blut le<hzenden Schakal über den Haufen zu ſchießen als einen zahmen Fuchs.“

Herr v. Plettow ni>te mit dem Kopf. Wie wenig hatte ſich doh der Freund geändert, mit dem ihn der Zufall ſo unerwartet zuſammengeführt! Wahrlich, dem ſah man es niht an, daß zehn Jahre mehr über ſeinen Scheitel gezogen. Das volle Haupthaar war ſ{<warz und glänzend geblieben wie der ſtarke, faſt bläulich ſchimmernde Bart, der das dunkelrothe, ſonnenverbrannte Antliß um= rahmte. Es war noh genau ſo häßlich als früher, dieſes fleiſchige, luſtige Geſicht, aber es trug auh no den alten Stempel von Herzens8güte.

„Sage mix, Alter, wie komm ’8 daß wir in Berlin