Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Zobeltit. 115

regen unter dem Pferde hervorgezogen und in Sicherheit gebra<t hatte, genau. Und Plettow erſchien ihm feines= wegs wie ein glüliher Ehemann, der in den Flitter= wochen ſeiner Liebe ſteht. De>ern pfiff [eiſe die Melodie eines palermitaniſchen Gaſſenhauers vor ſich hin; er bez gann naGzudenken. Plettow war faſt um fünfzehn Jahre jünger als er. Zur Zeit, da Egon als Fähnrich dem Küraſſierregimente zuertheilt worden, unter deſſen Stan= darte Beide auf ſranzöſiſher Erde geſiegt und geblutet haiten, war Detern bereits ein alter Premiexrlieutenant geweſen. Troß des Unterſchiedes der Jahre aber hatte ſich bald eine herzliche Freundſchaft zwiſchen ihm und dem jungen Kameraden herausgebildet. Beide waren verivandie Naturen; ſie waren gleich beanlagt, beſaßen den= ſelben von Grund aus guimüthigen, braven, ein wenig leichtſinnigen Charakter und hatten dieſelben Neigungen und Paſſionen. Wenn der reifer denkende, vom Leben bereits ſtärker umhergeworfene Detern den jüngeren Freund au< ein wenig bevormundete, ſo that dies der beiderſeitigen Zuneigung feineswegs Abbruch.

Nach Beendigung des Feldzuges verloren De>ern und Plettow ſi< aus den Augen. Nicht daß das Jntereſſe aneinander erloſchen wäre, die Verhältniſſe brachten es eben ſo mit ſi<. Auch mit Plettow's finanzieller Lage ſtand es nit allzu günſtig, do gelang es ihm, ſich no< leidlih genug aus dem Dilemma zu ziehen. Ex ſah ſich indeſſen genöthigt, die Garniſon zu tauſchen und ih na< BVreslau verſezen zu laſſen. Die finanzielle Kataſtrophe Dectern’s und die eigene mißliche Lage hattén den jungen