Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

116 : Auf der Hochzeitsreiſe.

flotten Offizier etwas mehr zux Erkenntniß gebra<ht; er ſah das Nichtige und Thörichte eines Lebenêwandel3 na< rüherer Art ein; es fam ein aufrihtigeres Streben über ihn, das ihm binnen Kurzem als exſten Erfolg ein Fom= mando zur Berliner Kriegs8akademie eintrug. Anfänglich hatten Plettow und der Rittmeiſter zwar no<h in Korre= ſpondenz geſtanden; da aber Beide keine paſſionirten Briefſchreiber waren, ſo löste auh dieſe lezte Verbindung ſi allgema<h und ſie hörten lange ni<hts mehr von ein= andex, bis der Zufall ſie auf den Wogen des Mittelmeeres twieder zuſammenführte. —

Die Kombinationen, in denen Baron De>kern ſich über das GlütX der jungen Che Plettow?s erging, wurden dur< die Rückkunft Egon's unterbrochen, an deſſen Arm eine

“kleine zierliche Frauengeſtalt hing.

„Verzeihe, daß ih Dich ſo lange warten ließ, mein lieber Alfred,“ ſagte Plettow nähertretend; „meine Frau hat die bbſe Seekrankheit gottlob endlich überſtanden, fie ließ mir feine Ruhe, bis ih ihr erzählte, wen i< in Dix gefunden und ihr verſprach, Dich auf der Stelle zu prä= ſentiren.“

Deckern verbeugte ſih, er war verwirrt und erſtaunt über die reizende Erſcheinung, der er gegenüber ſtand. Alle ſeine Muthmaßungen waren mit einem Male über den Haufen geworfen; ſo wenig wie hier war noh nie= mals ein Bild ſeiner Phantaſie mit der Wirklichkeit zu= fammengefallen.

Sie ſtre>te ihm aus dem großen weißen Shawl, dev ihren ganzen Oberkörper umhüllte, die Hand entgegen.