Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

118 Auf der Hochzeitsreiſe.

ſehnen des Stuhles, ihr winziges Füßchen wippte auf und nieder und gab dem Seſſel eine ſ<hwingende Bez wegung, ſo daß der rothe Sonnenſtrahl, der ſich zwiſchen den beiden zuſammengezogenen Baldachinen hindur<ſtahl, bald ihre Stirn und bald die Spie ihres Stiefelchens küßte.

Detern hatte beim Stewart eine Flaſche Malvaſier beſtellt; ex müſſe mit Plettow auf das Wiederſehen an= ſtoßen, meinte ex, und dazu ſei die Traubengluth Siciz liens das einzig paſſende Getränk. Auch Erna hatte den Muth, ſi< ein Glas purpurnen Weines einſchenken zu laſſen, troßdem ſie, wie ſie ſagte, kaum vom Tode er= ſtanden; der Baron ſolle daran erkennen, wie ſie ſi freue, einen ſo lieben Reiſegenoſſen gewonnen zu haben.

Man ſtieß an und lachte und plauderte. Erna ſ<wieg ſelten einmal; ſie erzählte hundert Geſchichten, ſprach über Berlin und La Valetta in einem Athemzuge, ſcherzte mit Detern und wandte ſich dann zeitweiſe mit irgend einer zärtlichen Liebkoſung und einem S<hmeichelnamen an thrent Gatten. Egon war freundlich und herzlich zu ſeiner Frau und behandelte ſie mit aufmerkſamſter Galanterie; denno< fonnte es dem ſcharf beobachtenden Detern nicht entgehen, daß dur< all’ dieſe Liebenswürdigkeiten Plettow's ein Zug mechaniſcher Menotonie ging. Ex war ſchweigſam und ernſt, und ſelbſt die Herzlichkeit, mit der er ſeiner Gattin entgegenkam, ſchien einen kühleren Grundzug zu beſihen: es war, als ob ſie mehr einem paſſiven Gefühl des Mitleids wie einer wahren Liebe entſprang.

Von dem blaſſen, ſchwermüthigen Geſicht Egon's flog