Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

122 Auf der Hochzeitsreiſe.

da ih überzeugt bin, daß Detern die ſelbſt übernommene Aufgabe auf das Treſſlichſte ausführen wird.“

„Sehr ſ<hmeichelhaft für mi<, mein lieber Plettow. I< werde mix Mühe geben, Deinen und Deiner Frat Gemahlin Erwartungen zu entſprechen. Vorläufig ſind wir ja einig darüber, ein paar Tage in Sorrent zu ver= weilen, damit wir uns wenigſtens rühmen können, dieſelbe Luft geathmet zu haben, wie einſt der große Taſſo. —

“Ah, ſehen Sie, gnädige Frau, iſt das niht wieder ein herrlicher Anbli>, dex ſi< uns bietet 2“

Hinter den ſteil vorſpringenden Felſen aus ſ{<warz=grauem Sandſtein, mit Blutadern durchzogen, wandte der Weg ſich in ziemlich ſcharfem Bogen nach abwärts. Der Wagen raſſelte über einen impoſanten Viadukt, der eine tiefe und ziemlich breite Schlucht, die ſich nah rechts bis zum Meere erſtre>te, nach links durch die vorgeſchobenen Hänge der Punta di Scutolo abgeſchloſſen wurde, überſpannie.

Jenſeit der Brü>e ſenkte der Weg ſich no< mehr. Von den Ausläufern der Punta Secutolo ging es hinab auf die Ebene Sorrents. Der Wagen rollte zwiſchen Citronen= und Pomeranzengärten dahin, grüner Gras8wuchs bede>te den Boden, der eben noch röthlih geſhimmert hatte vom Porz phyrſtaub der Felſen. Am Wege lagen vereinzelte Geſtalten: Bettler, die ihre verſtümmelten Glieder zeigten und „misericordia“ ſ{luchzten ; Arbeiter mit Ha>e und Steinhammer, ihr frugales Frühſtü> verzehrend, und braune halbna>ie Kinder, die beim Nahen jedes Wagens ſofort mit friſcher Stimme ein Lied zu ſingen begannen, um ſich daſür einen Soldo zu exgaunern,