Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Bobeltit. 123

Einer dieſer Burſchen ſchien nicht zufrieden mit dem Geldſtü>, das Erna ihm zugeworfen hatte, Er lief neben dem Wagen her, ſtre>te die kleinen Fäuſte bittend aus und ſang dabei unaufhörlich die Strophen von der „bella Sorrentina“, fi< nur zuweilen dur< ein flehendes: Sign072, Signora, datemi ancora un soIdo!“*) unterbrecend, Erna freute ſi< über den prähtigen Jungen, deſſen Lunge aus Stahl zu beſtehen ſchien und deſſen Stimme wie heller Metaltflang tönte, und warf ihm noch einmal eine Anzahl feiner Münzen zu. Das aber begeiſterte den Bambino nur zu weiteren Betteleien. Ohne auf die Drohworte des Kutſchers zu hören, ſprang er von Neuem an den Wagen=ſlag heran. Da traf ihn ein Peitſchenhieb des ergrimms= ten Cocchiere. Wüthend ergriff der Knabe einen fauſt= großen Kieſel und ſ{leuderte ihn na< feinem Züchtiger. Der Stein pfiff am Ohre des Kutſchers vorbei und traf - das rechte Pferd, das erſhre>t aufbäumte und dabei den Deichſelriemen zerriß, um dann mit ſeinem linken Geſähr= ten in boſller Carrière weiter zu raſen.

Erna ſtieß einen Angſtſhrei aus. Detern und Egon ſprangen empor, um dem Kutſcher nöthigenfalls zu helfen. Doch dieſer wehrte lächelnd ab.

„Lasciate, Signori! Laſſen Sie, laſſen Sie!“ rief ex luſtig. „Jh hab? meine Pferdchen in der Hand, ſie gehen mir niht dur, ſie wollen fich nur austoben! Wenn die Herren es exlauben, halten wir in Meta auf eine Minute,

*) „Gnädige Frau, gnädige Frau, geben Sie mix noh einen Soldo !®